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dem Heere wo möglich diejenigen ausgeschieden werden, die dem Ge-
burtsorte nach zum nunmehrigen preußischen Sachsen gehörten,
und das ganze sachsische Militair sollte von nun an in zwei ge-
trennte Brigaden zerfallen. Dieser Befehl ward den 3. Ma-
1815 bekannt gemacht. Es entstand Murren unter den Soldaten,
das in Unruhen und Thätlichkeiten überging, zumal da die Scheidung
nicht ohne Willkür vor sich gehen sollte. Blücher selbst sah sich ge-
nöthigt, Lüttich heimlich zu verlassen. Dann aber ließ er die auf-
rührerischen Bataillöne von überlegener, preußischer Macht und mit
Kanonen umzingeln und darauf entwaffnen. Sechs Grenadiere und
ein Tambour wurden herausgenommen und am 6. Mai kriegsrecht-
lich erschossenz die Fahne des Gardebataillons aber, welche die Kö-
nigin von Sachsen selbst gestickt hatte, wurde verbrannt. —
Das war der traurige Ausgang eines Aufstandes aus Vaterlandsliebe.
A. Mai.
Luther auk der Wartburg.
Als Luther von dem berühmten Reichstage zu Worms zurück-
kehrte, verweilte er den 2. und 3. Mai in Eisenach und Möhra bei
seinem Großvater und Vetter, die ihn Beide mit Bewunderung und
Liebe empfingen. Am 4. früh fuhr er mit seinem Freunde Ams-
dorf und seinem Bruder Jakob weiter nach Wittenberg zu. Hier
aber ward er unweit Waltershausen von zwei Rittern und drei Rei-
sigen angehalten, aus dem Wagen gehoben und auf die etwa vier
Stunden von hier entlegene Wartburg geführt (den 4. Mai 1521).
Es ist sehr wahrscheinlich, daß sowohl Luther, als seine vertrauten
Freunde von der Entführung im Voraus gewußt haben, die der
gute Kurfürst Friedrich veranstaltet hatte, um Luthern vor der Reichs-
acht zu schützen. Wie dem aber auch sei, Luther bezog auf der
Wartburg eine sehr bequem eingerichtete Wohnung und beschloß,
auch dies einsame Leben der nütlichsten Thätigkeit zu widmen. Er
übersetzte hier das neue Testaiment — ein unsterbliches Werk —
und schrieb manche andere nüßliche Schrift. Aber er machte auch
Ausfluge in die umliegenden Wälder, wo er bisweilen mit den
Rittern jagte und die Orte Eisenach, Gotha, Marksuhl, Erfurt,
Reinhardsbrunn besuchte. Ja sogar nach Wittenberg ging er einst-
mals in seinem Ritterkleide und mit seinem langen Barte und blieb
dort — von allen Uebrigen ungekannt — einige Tage bei seinem
theuren Philipp (Melanchthon). Er hieß auf der Wartburg Juni