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hat, und dessen Name noch immer in einem großen Theile von
Europa mit Dank genannt wird, wenn er gleich seit 1811 in der Erde
ruht. Christian Gotthilf Salzmann ward seinem Vater, dem
Pfarrer in Soͤmmerda bei Erfurt, im Jahre 1744 den 1. Juni
geboren. Er war spaͤterhin auch, wie sein Vater, Pfarrer in zwei
verschiedenen Gemeinden, legte aber 1787 seine Predigerstelle nieder
und widmete sich ganz der Erziehung von Kindern. Zuerst wirkte
er in einer Erziehungsanstalt zu Dessau; dann aber kaufte er sich
ein Landgut zu Schnepfenthal bei Gotha und gründete dort das
durch ganz Europa berühmte Salzmann'sche Institut zu Schne--
pfenthal. Hier lehrte er unter Beihilfe der trefflichsten Mitarbei-
ter von 1784 bis 1811 und erhielt bei der Trefflichkeit seiner Er-
ziehungs= und Unterrichtsweise zahlreiche Schüler aus Deutschland,
der Schweiz, England, Portugal, Rußland und Schweden. Alljährlich
machte er mit seinen Zöglingen Reisen, und in seiner Anstalt wurde
alltäglich die Körperstärke geübt, wie der Geist die passendste Nahrung
empfing. Alle Zöglinge und Lehrer machten nur eine große Fa-
milie aus, die in Arbeit, Ordnungsliebe, Sittsamkeit und Gottes-
furcht ihre Tage verlebte. — So ward Schnepfenthal und Salz-
mann's Name nach und nach so weit und so rühmlich verbreitet.
Aber auch durch zahlreiche Schriften wirkte Salzmann für die Welt.
Was er schrieb, war aus dem Leben entnommen , war klar und selbst
für den gemeinen Mann verständlich und bezweckte Veredlung der
Sitten, der Kindererziehung, des Menschengeschlechtes. So haben
sein „Moralisches Elementarbuch, sein Krebsbüchlein, Kon-
rad Kiefer, Joseph Schwarzmantel, Ernst Haberfeld“ und.
viele andere Schriften unsäglich viel Gutes gestiftet: sie waren wahre
Volkslesebücher; sie trugen unendlich zur Aufklärung und Erziehung
des deutschen Volkes bei. — In den lehten Lebensjahren Salz-
mann's bam der traurige, französische Krieg, der auch Schnepfenthals
Frieden vielfach strte und die Zahl der Zöglinge verminderte. Am
31. October 1811 aber entschlief Salzmann nach einem langen,
thatenreichen Leben für den Himmel, dem er so viele Herzen auf
Erden zuzuwenden suchte. «
2. Juni.
Custlager bei Zeithain.
Der ganze Monat Juni war einst unter August dem Starken
im Jahre 1730 ein uͤberaus prachtreicher, aber auch hoͤchst kostspie-
liger Monat. August gab da das Lustlager oder Campement bei
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