Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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gentlich mehr dem herzoglichen Lande Weimar angehört. Und in 
der Zeit, wo er — von 1785 bis 1787 — in Kursachsen war, hielt 
er sich meist in Leipzig oder dem benachbarten Dorfe Gohlis und in 
Dresden oder dem Weinbergsdorfe Loschwitz auf. In Leipzig war er 
häufig auf der Nathsbibliothek, um die Geschichtswerke, namentlich 
die spanischen, zu studiren. In Gohlis dichtete er im Anfange des 
Juli 1785 das herrliche: „Lied an die Freude,“ das bald allenthal- 
ben in Deutschland im Munde des gebildetsten, wie des niedern 
Volkes war. In Dresden hielt er sich bei seinem Freunde, dem 
Appellationsrathe Körner, auf und brachte auf dessen Weinbergshause 
zu Loschwitz das große Theakerstück „Don Carlos“ zu Stande, ein 
Gedicht, das allein seinen Namen bei der fernsten Nachwelt verewigen 
muß. — In Dresden und Leipzig, insbesondere im Schooße der 
herrlichen Natur, verlebte der edle Schiller die schönsten Stunden, 
die ihm stets unvergeßlich waren. Hier gab er im Kreise innig ge- 
liebter Freunde der Freude und einen edlen Lebensgenusse sich hin; 
hier sah man ihn aber auch oft die Nächte hindurch arbeiten, und 
oft graute der Morgen schon, wenn er erst den Schlaf suchte. 
A1. Juni. 
Schlacht bei Striegau. 
Friedrich der Große von Preußen führte drei Kriege mit Oest- 
reich, um sich die schöne Provinz Schlesien zu verschaffen. Die 
drei Kriege heißen die schlesischen. An allen dreien nahm leider 
Sachsen auch Antheil, nur mit dem Unterschiede, daß es sich auf 
Veranlassung des allgewaltigen Brühl im ersten Kriege zu Preu- 
ßen, in den letzten beiden zu Oestreich hielt. Von einer wichtigen 
Schlacht im zweiten Kriege wollen wir heute Einiges hören; denn 
am heutigen Tage im Jahre 1745 ward die Schlacht bei Strie- 
gau zwischen den Oestreichern und Preußen geliefert. Auch die 
sächsischen Krieger zeichneten sich durch große Tapferkeit in derselben 
aus, und wiewohl sie durch die höhere Kriegskunst des unstlerblichen 
Friedrich's besiegt wurden, konnten ihnen doch die Preußen diesd#ch- 
tung nicht versagen, die man auch dem besiegten, tapfern Feinde 
schuldig ist. An diesem so blutigen Tage, der Friedrich dem Großen 
Schlesien sicherte, verdient ein sächsischer Dauker genannt zu werden, 
der durch seine Geistesgegenwart und Treue den Preußen beinahe 
den schon errungenen Sieg entrissen hätte. Als man ihn beim Be- 
ginn der Schlacht gefangen nahm, vergaß man, ihm seine silbernen 
Pauken zu nehmen. Dies wußte der Paubker trefflich zu nuben. 
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