Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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In dem Augenblicke, als sich der Sieg zu den Preußen zu wenden 
anfing, als in der Hitze des Gefechtes Niemand auf ihn achtete, schlug 
er auf seine Pauken zum Rückzuge, und brachte dadurch die Preußen 
in Verwirrung, die nur erst dann aufhörte, als ein Officier den Be- 
trug entdeckt und den muthigen Pauker vom Pferde gestürzt hatte. 
Seine List und Besonnenheit lobten auch die Preußen, und von dem 
sächsischen Hofe ward er bald ausgewechselt und belohnt. 
5. Juni. 
Pläswitzer Waktenktillttand. 
Als im Jahre 1813 Napoleon mit seiner jungen, neugeschaff- 
nen Armee die verbündeten Russen und Preußen bei Lützen und 
Baubzen geschlagen und bis nach Schlesien zurückgedrängt hatte: da 
glaubten schon so Viele, der große Kriegsheld werde abermals die 
Oberhand behalten und noch länger der Gebieter Europa's bleiben. 
Vielleicht wäre das geschehen, wenn sich der sonst so scharfsichtige 
Kaiser nicht am 5. Juni 1813 zu dem ewig denkwürdigen Pläs- 
witzer Waffenstillstande hätte bereden lassen. — Freilich, er mochte 
vielleicht fühlen, daß seine Streitkräfte noch nicht stark und geübt 
genug seienz er mochte Verstärkungen an sich ziehen wollen; er mochte 
wohl auch geneigt sein, lieber Frieden zu schließen, als dem unge- 
wissen Kriegsglücke jetzt weiter zu vertrauen. Wie dem aber auch 
sei, dieser Waffenstillstand bereitete hauptsächlich Napoleon's Unter- 
gang; denn die Feinde erhielten in diesen acht bis neun Wochen gro- 
ten Zuwachs, und — was das Wichtigste war — Oestreich trat mit 
auf ihre Seite und erdrückte die in Sachsen eingeschlossenen Franzo- 
sen von Süden her. Sachsen und namentlich Dresden und dessen 
Umgegend, wo die französische Hauptarmee stand, litt während des 
Waffenstillstandes unsäglich. Die Soldaten — über zweimalhun- 
derttausend — mußten Kost, die Pferde Futter haben; das Land 
mußte achtzehntausend junge Mannschaften stellen; der König selbst 
mußte aus seiner Privatcasse Geld herbeischaffen; die Lebensmittel 
wurden immer theurerz die Felder mit den Früchten wurden verwü- 
stet; die höchst bedenklichen Krankheiten nahmen überhand; unsere 
Stammschäfereien, unser Irrenhaus in Sonnenstein, unsere Porzel-- 
lanfabrik gingen fast ganz zu Grunde. Nach und nach mußte der 
französische Soldat plündern; es gab keine Ernte, keinen Viehstand, 
keine Ruhe und Ordnung mehr. O, es war eine Zeit großen Elendes! 
Und doch waren die asiatischen Räuberhorden noch nicht erschienen; 
es sollte noch elender werden.
	        
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