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und offen vor Kaiser und Reich ihren Glauben bekannten! Seit
dem ewig denkwürdigen 31. October 1517 hatte die reine Lehre des
Evangelüt schnell Eingang gefunden in den Herzen des deutschen Volkes
und mächtiger Reichsfürsten; allein nicht gering war auch die Zahl
derer, die aus Eigennutz das neue Licht auf alle mögliche Weise zu
löschen suchten. In Schriften und Predigten verbreiteten Priester
und Mönche Unwahres von der protestantischen Lehre, schmähten von
der Kanzel auf deren Bekenner und stellten sie den ärgsten Heiden
gleich. Um sich von diesem Verdachte zu befreien, ließen die prote-
stantischen Fürsten von dem berühmten Melanchthon ein Glaubens-
bekenntniß (Confession) ausarbeiten und den 25. Juni 1530 von
dem sächsischen Kanzler Doctor Beyer, auf die Bitte des Kurfürsten
von Sachsen, auf der Reichsversammlung zu Augsburg in deutscher
Sprache vorlesen und dem Kaiser übergeben. Todtenstille herrschte
während der Vorlesung in der ganzen Versammlung, so daß man
auch in den anstoßenden Zimmern und dem mit Zuhörern angefüllten
Hofe jedes Wort vernehmen konnte; unaussprechlich war aber auch
die hierdurch hervorgebrachte Wirkung. Nun sah man ein, daß Lu-
ther's Lehre nicht eine Ausgeburt des Teufels sei, wie doch die Prie-
ster behauptet hatten, und hier und da hörte man sogar laute Aeu-
ßerungen über die bisherige zu große Anmaßung der geistlichen Herren
und über die Nothwendigkeit, die Mißbräuche in der Kirche abzu-
schaffen. Ob auch der Kaiser an diesem Tage für die protestantische
Sache nicht günstiger gestimmt wurde, ob auch Pfaffen und Mönche
ihr noch mehr feind wurden: so gewann doch der 25. Juni viele
Weltliche für die Reformation. Darum bleibe auch uns der Jahres-
tag der Uebergabe der Augsburgischen Confessson stets ein feierlicher,
hochwichtiger Tag.
26. Juni.
Schullehrerleminarien.
Wie unvollkommen war noch vor funfzig Jahren die Einrich-
lung der Schulen, wie dürftig der Schulunterricht und wie man-
gelhaft die Vorbereitung der Schullehrer zu ihrem ernsten Berufe!
Der Staat sah damals noch wenig auf bessere Bildung und Besol-
dung der Lehrer, wenig auf sorgfältigen Unterricht und auf fleißigen
Schulbesuch. Ein wichtiger Schritt zum Bessern in dieser Hinsicht,
unendlich wichtig für die Jugendbildung in unserem Lande, geschah
1788 den 26. Juni durch Errichtung des Schullehrerseminars
zu Friedrichstadt-Dresden. Da werden seitdem vom Staate Lehrer