Full text: Handbuch des Königlich Sächsischen Verwaltungsrechts.

66 Ausweisung. 
2) Gegenüber Bayern regelt sich die Uebernahmepflicht nach Pct. III 
des Schlußprotocolls vom 23. November 1870 (RNGes.-Bl. von 1871 
S. 23), nach den Bestimmungen des sogenanten Gothaer Vertrags 
vom 15. Juli 1851, für Sachsen veröffentlicht durch V O. vom 9. December 
1851 S. 407. Hiernach ist jeder der vertragschließenden Staaten ver- 
pflichtet, seine Angehörigen von dem anderen zu übernehmen. Ist der 
Auszuweisende zu keiner Zeit einem dieser Staaten angehörig gewesen, 
so ist der Staat übernahmepflichtig, in dessen Gebiet der Auszuweisende 
geboren ist oder nach erreichtem 21. Jahre sich zuletzt 5 Jahre aufge- 
halten oder sich verheirathet und mit seiner Frau unmittelbar nach der 
Eheschließung eine gemeinschaftliche Wohnung mindestens 6 Wochen inne 
gehabt hat (8§ 1—7 des Vertrags). 
II. Gegenüber außerdeutschen Staaten regelt sich die Uebernahme- 
pflicht nach den bestehenden Staatsverträgen. Derartige Verträge sind 
abgeschlossen mit Oesterreich (VO. vom 15. September 1875 S. 323, 
ausgeführt durch MVO. vom 15. Juni 1876 im SWB. S. 122, M0. 
vom 4. August 1879 im SMB. S. 185, MO. vom 31. Mai 1883 
im SW. S. 117 und die weiteren unter „Schubtransport“ aufge- 
führten Bestimmungen), mit Italien (Centr-B. von 1873 S. 281), 
mit Dänemark (Uebereinkommen vom 11. December 1873 im SW. 
von 1874 S. 34 mit Zusatzdeclaration vom 30. September 1881 im 
M . S. 215 und Ausführungsbestimmungen durch Bek. vom 26. Oc- 
tober 1881 im Centr.-B. S. 427, MVO. vom 17. December 1883 im 
SWB. von 1884 S. 13, Bek. vom 17. Juli 1884 im Centr.-B. S. 201 
und MO. vom 31. Juli 1884 im SW B. S. 146), mit Belgien 
(Centr.-B. von 1877 S. 411), mit der Schweiz (RVertr. vom 31. Mai 
1890 S. 131 und Vertr. vom 27. April 1876 im Reichsgesetzbl. von 
1877 S. 3, mit Ausführungsbestimmungen durch MO. vom 7. Mai 
1880 in der Zeitschr. f. V. I S. 207, MVO. vom 24. Januar 1882 
im SW. S. 50, Centr.-B. S. 16 und in der Zeitschr. f. V. III S. 118, 
MVO. vom 9. Mai 1882 im SM. S. 94, Centr.-B. S. 215 und 
in der Zeitschr. f. V. III S. 260, MVO von 1885 im SW . S. 97, 
MVO. vom 19. Juli 1890 im SWB. S. 145), mit Rußland (Vertr. 
vom 10. Febr. 1894 im Centr.-B. S. 81, MVO. vom 24. Mai und 
4. September 1894 im SWB. S. 122 und in der Zeitschr. f. V. XV. 
S. 326, XVI S. 34), mit Serbien (MVO. vom 5. August 1885 
Nr. 468 II N). Rechnungen für Unterstützung von Bulgaren sind an 
das Ministerium des Innern einzusenden (MVO. vom 24. Juni 1890 
in der Zeitschr. f. V. XI S. 308, 8KB. S. 43). Ist der aus dem 
Auslande zu Uebernehmende 
1) ein Deutscher, der keinen Unterstützungswohnsitz hat, so ist der- 
jenige Bundesstaat übernahmepflichtig, in dem der Hülfsbedürftige seinen 
letzten Unterstützungswohnsitz gehabt hat (REes. vom 6. Juni 1870 
S 360 § 33). In Sachsen werden derartige Personen vorbehältlich der 
Erstattung der Unterstützungskosten aus der Staatscasse dem Ortsarmen- 
verbande, in dem sie den letzten Unterstützungswohnsitz hatten, in Er- 
mangelung eines solchen demjenigen überwiesen, wo sie hülfsbedürftig
	        
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