Full text: Das Verordnungsrecht der Kommandierenden Generale und Festungskommandanten.

70 D. Verordnungsrecht der komm. Generale auf Grund des § 0b. 
sonen verboten wird“, ein Derbot, das auf Grund der vollziehen- 
den Gewalt nach den bestehenden Gesetzen nie erlassen werden 
könnte 11). 
Diese Tendenz, die Befugnisse der Militärbefehlshaber so um— 
fangreich wie möglich zu gestalten, liegt offenbar dem ganzen 
Institut des Belagerungszustandes zugrunde. Sie kommt auch in 
dem in den Motiven zur Derordnung über den Belagerungszustand 
von 1840 zitierten Krtikel 53 der belgischen Derordnung, betreffend 
den Belagerungszustand, vom 11. Januar 1815 zum Husdruck. 
Dieser Krtikel lautet: „II (sc. le commandant) réglera tout, sans 
avoir égard à autre chose, du' à ses instructions sécreètes et 
aux opérations de I’ennemi.“ 
Dornehmlich die obigen Erwägungen führen zu der Annahme, 
daß 8 9b B56. dem Militärbefehlshaber die allgemeine Be- 
fugnis beilegt, aus eigener militärischer Machtvollkommenheit 
im Derordnungswege alle Derbote zu erlassen, die er im Interesse 
der öffentlichen Sicherheit für motwendig hält. Das Derordnungs- 
recht der kommandierenden Generale auf Grund des 8 9b B3ZG. 
ist also eine selbständige Befugnis, die unabhängig von der Der- 
ordnungsgewalt der kommandierenden Generale aus § 4 B36. 
ist. Kuf diesem Standpunkt steht auch die herrschende Lehre 12). 
Bemerkenswert ist in dieser Beziehung auch, daß der Hrt. 4 
des beprischen Gesetzes über den Nriegszustand ein dem Der- 
ordnungsrecht aus §Fob B536. vollkommen gleichsehendes Derbots- 
recht statuiert, obgleich nach dem bayrischen Kriegszustandsgesetz 
1) Dgl. Stenogr. Berichte der I. Kammer ZBd. I 1851 S. 100. 
12) Dgl. Daenel I S. 457; Hürschel S. 155; Strupp S. 92; Rbtr. 
Bd.40 S. 80; S. 162; Siebert DStr# 1015 S. 104; Conrad C5. 1915 
S. 467; Rö. v. 26. 10. 1915 (LC3. 1916 S. 50); a. M. Galli Dotrö. 
1915 S. 106; Ebermayer bei Stenglein S. 371; v. Delargus LC3. 1915 
S. 1185; Srank C3. 1915 S. 3; Waldecker Jl. 1916 S. 545; Lehmann 
a. a. O. S. 25; Berg DyJ #. 1014 S. 1241; Preiser C#1017 S. 91.
	        
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