Full text: Fürst Bismarcks Lebenswerk.

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daran. Sie wählen sich einen Präsidenten, einen Mann, der 
vier oder sieben Jahre oder irgend eine andere Zeit lang alle 
Arbeiten des Landesherrn tun soll. Gewiß werden sie ja 
nun dazu einen tüchtigen und guten Mann auswählen; aber 
wer das auch ist, der steht doch immer mit im Kampf der 
Interessen. Ist er vorher Landwirt gewesen, so hat er sich 
daran gewöhnt, immer den Landwirten eher Recht zu geben 
als anderen Leuten; ist er Fabrikherr gewesen, so hat er haupt- 
sächlich die Interessen der Fabrikherren kennen gelernt und wird 
daher immer leicht glauben, daß diese Interessen für das ganze 
Volk wichtiger seien als andere; ist er Handelsmann gewesen, 
so wird er überzeugt sein, daß das Handeln viel wichtiger sei, 
als die Arbeit der Landwirte, der Fabriken und Handwerker. 
Gibt er sich nun Mühe, ein tüchtiger Landesherr zu sein, so wird 
er ja nach ein paar Jahren auch gelernt haben, die anderen 
Interessen richtig zu schätzen; aber dann ist ja auch seine Zeit 
schon wieder zu Ende, und dann wird ein anderer zum Präsi- 
denten gewählt, der dann wieder von vorn anfängt zu lernen. 
Aber selbst wenn man ihn wieder wählt und immer 
wiederwählt bis zu seinem Tode, wird er doch nicht so ganz 
und gar das Interesse des Volkes als sein eigenes ansehn, 
wie der König oder der Fürst, von dem einst sein Sohn das 
Herrscheramt erben wird. Der Sohn des Präsidenten steht 
doch wieder im Kampf der Interessen, und da müßte ja der 
Präsident ein schlechter Vater sein, wenn er nicht wünschen sollte, 
daß es seinem Sohne möglichst gut ginge. Wenn also das 
Wohl des ganzen Volkes mit dem Interesse des Sohnes in 
Widerstreit gerät, so muß der Präsident entweder ein schlechter 
Vater oder ein schlechter Landesherr sein. Der König oder Fürst 
aber, der sein Herrscheramt an seinen Sohn vererbt, den man 
daher auch den erblichen Landesherrn nennt, kommt niemals 
in diesen Zwiespalt; er kann auch für seinen Sohn nur dadurch 
gut sorgen, daß er für das Wohl des ganzen Volkes sorgt. 
Otto, Fürst Bismarcks Lebenswerk. 2
	        
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