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solche Leute auswählen, zu denen er selber Vertrauen hätte,
sondern solche, zu denen die Abgeordneten Vertrauen
hätten. So ist das nämlich in Ländern, in denen die Re-
volution gesiegt hat; und man nennt das „parlamentarische
Regierung“, weil ein Abgeordnetenhaus, das Landesherr sein
will, sich gern mit dem Fremdwort „Parlament“ benennt.
Die Abgeordneten und die Leute, die Abgeordnete gewesen
sind, nennt man Parlamentearier.
Solche parlamentarische Regierung wollten die Abge—
ordneten auch in Preußen einführen, denn sie dachten, freie
Männer dürften sich keine andere Regierung gefallen lassen.
Wie nun der Prinz-Regent die Armee besser einrichten wollte,
da wollten sie ihm einmal zeigen, daß sie die Herren wären.
Zunächst fingen sie ganz zahm an. Sie sagten: Ja, das
kostet ja viel Geld, wir wollen das wohl bewilligen, aber nur
auf ein Jahr. Denn es war damals wieder einmal Kriegs-
gefahr, und da mußte ohnehin mehr Geld für das Heer aus-
gegeben werden, damit es jederzeit zum Kriege bereit war.
Und so bewilligten denn die Abgeordneten das Geld, mit dem
die neuen Regimenter eingerichtet werden sollten, auf ein Jahr,
aber nicht für die neuen Regimenter, sondern „für die erhöhte
Kriegsbereitschaft des Heeres“. Der Prinz-Regent dachte nun,
da sie einmal so vernünftig gewesen wären, so würden sie auch
nächstes Jahr wieder so vernünftig sein und das Geld be-
willigen, und da es Eile hatte, daß die Armee in Ordnung
kam, so richtete er die neuen Regimenter ein, gab ihnen die
Fahnen, ernannte die Offiziere, genug, er machte das ganze
Heer so fertig, wie er es haben wollte. Das war im Jahre
1860. Am 2. Januar 1861 starb Friedrich Wilhelm IV., und
nun war der Prinz-Regent selber König und hieß mit dem
Namen, den ihr alle kennt, Wilhelm I. Als nun die Abge-
ordneten im nächsten Jahre wieder zusammenkamen, sahen sie
wohl, daß die neue Heereseinrichtung fertig war, aber sie