Full text: Fürst Bismarcks Lebenswerk.

— 31 — 
solche Leute auswählen, zu denen er selber Vertrauen hätte, 
sondern solche, zu denen die Abgeordneten Vertrauen 
hätten. So ist das nämlich in Ländern, in denen die Re- 
volution gesiegt hat; und man nennt das „parlamentarische 
Regierung“, weil ein Abgeordnetenhaus, das Landesherr sein 
will, sich gern mit dem Fremdwort „Parlament“ benennt. 
Die Abgeordneten und die Leute, die Abgeordnete gewesen 
sind, nennt man Parlamentearier. 
Solche parlamentarische Regierung wollten die Abge— 
ordneten auch in Preußen einführen, denn sie dachten, freie 
Männer dürften sich keine andere Regierung gefallen lassen. 
Wie nun der Prinz-Regent die Armee besser einrichten wollte, 
da wollten sie ihm einmal zeigen, daß sie die Herren wären. 
Zunächst fingen sie ganz zahm an. Sie sagten: Ja, das 
kostet ja viel Geld, wir wollen das wohl bewilligen, aber nur 
auf ein Jahr. Denn es war damals wieder einmal Kriegs- 
gefahr, und da mußte ohnehin mehr Geld für das Heer aus- 
gegeben werden, damit es jederzeit zum Kriege bereit war. 
Und so bewilligten denn die Abgeordneten das Geld, mit dem 
die neuen Regimenter eingerichtet werden sollten, auf ein Jahr, 
aber nicht für die neuen Regimenter, sondern „für die erhöhte 
Kriegsbereitschaft des Heeres“. Der Prinz-Regent dachte nun, 
da sie einmal so vernünftig gewesen wären, so würden sie auch 
nächstes Jahr wieder so vernünftig sein und das Geld be- 
willigen, und da es Eile hatte, daß die Armee in Ordnung 
kam, so richtete er die neuen Regimenter ein, gab ihnen die 
Fahnen, ernannte die Offiziere, genug, er machte das ganze 
Heer so fertig, wie er es haben wollte. Das war im Jahre 
1860. Am 2. Januar 1861 starb Friedrich Wilhelm IV., und 
nun war der Prinz-Regent selber König und hieß mit dem 
Namen, den ihr alle kennt, Wilhelm I. Als nun die Abge- 
ordneten im nächsten Jahre wieder zusammenkamen, sahen sie 
wohl, daß die neue Heereseinrichtung fertig war, aber sie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.