Full text: Fürst Bismarcks Lebenswerk.

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beide Deutschland führen konnten, sondern nur einer von 
beiden. Aber damals war noch nicht die Zeit gekommen; 
erst mußte Preußens Heer organisiert sein. — Später war 
dann Bismarck als Vertreter des Königs erst in Petersburg 
und dann in Paris beim Kaiser Napoleon. Dort bekam er 
nun das Telegramm, daß er Minister werden solle. 
Bismarck wußte ja, was auf dem Spiele stand. Er war 
sofort bereit, verantwortlicher Minister zu werden, als kein 
anderer das mehr wagte, und er hat gezeigt, wie man mit 
einem Parlament umgehen muß, das nicht Ratgeber des 
Landesherrn sein, sondern selber dem Landesherrn Befehle 
geben will; das nicht mit den Ministern des Königs die 
Gesetze beraten, sondern den König zwingen will, Minister 
zu ernennen und zu entlassen je nach den Launen des Ab- 
geordnetenhauses. 
Grade als der neue Ministerpräsident in Berlin eintraf, 
im September 1862, strich das Abgeordnetenhaus aus dem 
Voranschlag für 1862 die Kosten der Heeresreform. Sonst 
nahm es den Voranschlag an. Dieser verstümmelte und 
unbrauchbare Voranschlag ging nun an das Herrenhaus, 
das ja nichts daran ändern, wohl aber zu dem Voranschlag 
im Ganzen ja oder nein sagen darf. Das Herrenhaus sagte: 
„Nein; einen Voranschlag, in dem die für Preußen wichtigsten 
Kosten gestrichen sind, einen Voranschlag, der gegessenes Brot 
ungegessen machen will, den billigen wir nicht;“ außerdem 
sagte es noch, daß es den Voranschlag, wie ihn die Regierung 
gemacht hatte, also mit den Kosten der Heeresreform, gebilligt 
haben würde. Nun war aber der Voranschlag abgelehnt; es 
gab keinen Voranschlag mehr. 
Was war da zu tun? Minister von Bismarck sagte: 
„Das ist ganz einfach; regiert muß werden, stillstehen kann 
die Maschine nicht. Die Soldaten müssen zu essen haben, 
die Beamten müssen ihren Gehalt bekommen, die Wege
	        
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