Full text: Fürst Bismarcks Lebenswerk.

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Die Reichsfeinde. 
Das erste, was schlimm für das deutsche Reich war, das 
war der Kampf mit den Katholiken. Früher waren die deutschen 
Kaiser immer katholisch gewesen; jetzt waren sie evangelisch. 
Nun wollten die Katholiken wenigstens, daß Deutschland dem 
Papste helfen sollte, dem die Italiener 1870 sein Land weg- 
genommen hatten. Die deutsche Regierung aber wollte des- 
wegen keinen Krieg mit Italien anfangen und meinte, der 
Papst könnte ganz gut Oberherr aller Katholiken bleiben, 
wenn er auch kein eigenes Land hätte. Seitdem wählten die 
Katholiken besondere Abgeordnete, die sich im Reichstag und 
im Abgeordnetenhause in die Mitte setzten, während früher die 
Freunde der Regierung rechts und die Feinde der Regierung 
links gesessen hatten. Darum nennt man die katholischen Ab- 
geordneten das Zentrum. Ein früherer Minister des ent- 
thronten Königs von Hannover, Windthorst, wurde Führer des 
Zentrums, und nun stimmte das Zentrum eine Zeit lang 
gegen alles, was die Regierung für nötig hielt. Die Re- 
gierung aber machte scharfe Gesetze gegen die Katholiken, die 
dem Reiche nicht gehorchen wollten, und die Liberalen, die im 
Verfassungskonflikt gegen Bismarck gestanden hatten, waren 
jetzt auf seiner Seite, und einer von ihnen, der früher im 
Verfassungskonflikt erklärt hatte, Bismarck sei dem Bösen ver- 
fallen, der nannte jetzt den Kampf gegen den Papst einen 
Kulturkampf. Aber als dann das Heer wieder vermehrt 
werden mußte, damit es nicht schwächer wurde, als das fran- 
zösische, da gingen die Liberalen doch zum größten Teil wieder 
mit dem Zentrum gegen die Regierung. 
Nach etwa zehnjährigem Kampfe haben die Regierung 
und das Zentrum sich einigermaßen vertragen. Die Regierung 
hat ihre scharfen Gesetze zum Teil wieder abgeschafft, und das 
Zentrum hat jetzt für viele sehr wichtige Vorschläge der Re-
	        
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