Befriedung der Slawenländer. 209
burg hatte Heinrich mit dem alten Gegner einen Vergleich geschlossen, laut
dessen Hartwich verhieß, in Zukunft die von dem Herzoge für Slawien er-
nannten Bischöfe anstandslos zu weihen.). Sobald ihm die Besänftigung
aller inneren Unruhen gelungen war, richtete er seine Blicke auf die Nachbar-
länder, damit nicht von seiten dieser während seiner Abwesenheit seinem Ge-
biete etwas schlimmes begegne: deshalb mußte er zuerst noch die sächsischen
Beziehungen zu Dänemark, dann aber besonders auch zu Slawien ordnen.
So berief er den Dänenkönig Waldemar zu einer Unterredung — wahrschein-
lich an der Eiderbrücke — und beide Fürsten schlossen hierbei enge Freund-
schaft miteinander. Waldemar bedurfte ihrer am meisten; er klagte dem
Herzoge, wie die obotritischen Seeräuber ihm jährlich die Küsten verwüsteten,
und versprach jenem mehr denn 1000 Mark Silber, wenn er ihn von dieser
Last befreien wolle. Heinrich kam ein solcher Beitrag zu den Kosten des bevor-
stehenden italienischen Feldzuges höchst erwünscht, und so schloß er den ange-
botenen Vertrag mit dem Könige ab-). Infolgedessen befahl er dem Niklot
und dessen Söhnen und Unterbefehlshabern, vor ihm zu erscheinen; aber sie
weigerten sich "##). Nun fiel der Herzog in ihr Land ein und verwüstete es so
lange, bis die Slawenfürsten sich, Verzeihung bittend, bei ihm einfanden;
sie mußten ihm feierlich beschwören, daß sie während seiner Abwesenheit so-
wohl mit Dänen wie mit Sachsen vollständigsten Frieden halten wollten. Da
er nun wußte, daß er ohne weitere materielle Bürgschaften auf die Friedens-
liebe und Eidestreue der Slawen wenig rechnen könne, gebot er ihnen noch
ferner, alle zum Seeraub sich eignenden Fahrzeuge nach Lübeck an einen von
ihm ernannten Kommissär auszuliefern. Mit ihrer gewöhnlichen Hinterlist,
wie sie in allen Zeiten die Waffe des Schwächeren gegen die Anmaßungen
des Stärkeren sein wird, gaben die Slawen nur wenige alte und unbrauch-
bare Schiffe heraus, die zum Kriege noch tauglichen aber behielten sie zurück,
denn sie vertrauten auf des Herzogs baldigen Fortgang. Auch zeigte Graf
Adolf von Holstein, daß seine Besorgnis vor den Slawen jetzt keineswegs ge-
hoben sei. Denn er sandte nochmals die holsteinischen Landesältesten an
Niklot und ersuchte ihn, seiner Grafschaft den Frieden unverletzt zu bewahren,
was jener auch dem alten Verbündeten fest zusagtet).
Als Heinrich so seine Länder geordnet hatte, traf auch ihn die Eilbotschaft 1159
des Kaisersff#), schleunigst mit aller Macht, die er nur aufbieten könne, nach Februar
Italien zu kommen. Aber die Ausrüstung der Kriegsmacht nahm doch eine
geraume Zeit hin, und erst gegen Pfingsten erschien der Herzog mit den Anf. Juni
sächsischen Truppen in dem gleichfalls fertig gerüsteten Bayern. In diesem
Lande — wahrscheinlich auch in Sachsen — wurden zur Verwaltung der
* goopenbeerg., Hamb. Urkdb., Nr. 213.
%) Helm. 1
*##½%° Krit. Erört. II d.
) Krit. Erört. II.5
) Ragev. III, 26. — Chr. Mont. Ser., p. 151.
Philippson, Heinrich der Löwe. 14