210 Drittes Buch. II: Im Gefolge des Kaisers.
Richter- und Regierungsämter an Stelle der ausziehenden Grafen Vize-
grafen eingesetzt, natürlich nur für die Zeit des italischen Krieges. 1200
Reisige waren zu dieser Zeit um den Herzog versammelt, an ihrer Spitze
außer den anderen sächsischen Großen Graf Adolf II. von Holstein und Graf
Friedrich von Bichlingen, von Bayern Burggraf Heinrich von Regensburg,
die Grafen Leutold von Playen, Berthold von Andechs und Heinrich von
Eppa'). Erinnert man sich, wieviel bewaffnete Knechte damals auf 1200
Ritter kamen"") und daß schon viele Sachsen und Bayern vorher zu dem
kaiserlichen Heere gestoßen waren, so erkennt man leicht, wie sehr dem Kaiser
an der Freundschaft Heinrichs des Löwen gelegen sein mußte. Auch gab er
ihm einen glänzenden Beweis seiner Gunst und seines Vertrauens, indem er
ihm seine junge Gemahlin Beatrix zum Schutz und zur sicheren Überführung
nach Italien übergab. Auf dem Zuge der beiden Heere der Kaiserin und des
Herzogs durch Oberitalien wurden sie von den Einwohnern von Pesena,
einer festen Stadt bei Garda, plötzlich angegriffen. Dafür stürmten die Deut-
schen die Stadt, eroberten und verbrannten sie. Ohne weiteres Ungemach
erfahren zu haben, stieß Heinrich zum Kaiser, den er bei der Belagerung der
19. Juli Stadt Crema in der Lombardei antraf'"“). —
1158 In Verona angelangt, hatte der Kaiser sofort seinen Marsch auf Mailand
6. Juli gerichtetf). Aber er sollte ohne Verzug erfahren, daß die Lombarden ihm
jeden Fußbreit Bodens streitig machen würden. Als der König von Böhmen,
der die Vorhut führte, sich Brescia näherte, wurde er plötzlich von dessen
Bewohnern überfallen, die ihm einige Leute niederwarfen und sich dann
ca. eiligst innerhalb der Mauern zurückzogen. Als aber der König und bald auch
20. Juli der Kaiser das brescianische Gebiet nach allen Richtungen hin verheerten, er-
kauften die erschreckten Bürger durch Stellung von 60 Geiseln und Entrich-
tung einer großen Geldsumme den Frieden K).
Dieses energische Auftreten des deutschen Heeres erschreckte die Mailänder
sehr, und sie fürchteten für ihre Stadt das Schlimmste von dem erzürnten
%) Ragev. III. 27, 38. — Otto Mor., p. 612. — Heim. I, 87. — Ann. S. Petri
Erphesf. Maj., p. 57. — Monumenta Boica IX, p. 474 f. — Ann. Magdeb., p. 191.
— Annales Weingartenses Welfici, p. 309.
*) Im Chronicon Urspergense wird S. 350 die den von allen Bewaffneten, die
Heinrich folgten — wahrscheinlich zu niedrig — auf 2000 angegeben.
%½%) Otto Mor. l. o. — Ragev. III, 26. — Burch. Chron. Ursporg. l. c.
) Wenn ich in der Erzählung der Kämpfe in Italien während des Jahres 1168 viel-
r*1 etwas zu ausführlich scheine, möge man dies damit entschuldigen, daß einmal
diese Kämpfe sehr auf die Konfiguration der staufischen und velfischen Interessen
eingewirkt haben; daß zweitens ohne ihre Darstellung die Ereignisse des nächsten
Jahres, in dem Heinrich d. L. mitkämpfte, nicht recht verständ ic, sind, und daß
drittens auch zahlreiche Bayern und Sachfen, ie Landsleute und Untergebenen
Heinrichs, sich im Heere des Kaisers befanden.
f) Otto Morena, p. 603. — Gesta Frid. in Lomb., p. 28. — Ragev. I, 25. — Ann.
S. Disib., p. 29. — Burch. Chr. Ursperg. — Den anfänglchen Nachteil der Böhmen
verschweigt Vinc. Prag., p. 668 f.