Die Staufer. 19
Heinrich V. zeigte sich bald dem Papsttum noch feindlicher, als sein Vater,
und schnell wurde das Zerwürfnis zwischen beiden Gewalten das entschie-
denste. Der junge Friedrich II., der allmählich heranwuchs, unterdrückte
durch Klugheit und Tapferkeit die zahlreichen Fehden, die während seiner
ersten Regierungsjahre sein Land durchtobt hatten, und stellte sich dem Könige
treu zur Seite. Er zog mit ihm nach Italien und war Zeuge bei den wich-
tigen Übereinkünften zwischen jenem und dem Papste Paschal II.; ja er ge-
hörte zu den Geiseln, die Heinrich V. diesem zur Bekräftigung der Ab-
machungen übergab').
Bald freilich brach infolge der Verletzung dieser Verträge durch die Kirche
der Kampf zwischen ihr und dem Kaisertume von neuem aus. Im Beginne
bewahrte der Kaiser entschieden das Ubergewicht, ein Resultat, zu dem außer
dem Wankelmut Paschals besonders die Treue viel beitrug, die die süd-
deutschen Fürsten Heinrich V. widmeten. Während gegen seinen Vater die
Bayern, die Zähringer und halb Schwaben in Waffen gestanden hatten,
fand er jetzt bei Welf V., Berthold III., Friedrich II. und allen Fürsten und
Großen ihrer Länder eifrigste Unterstützung. Aber als die Sachsen den Kaiser
bei dem Welfesholze auf das Haupt geschlagen hatten, als der Bann über
ihn allgemein verkündet worden, wurde Heinrich doch durch den Aufstand
des ganzen Nord- und Westdeutschlands hart bedrängt. Allen voran zum
Schutze des fränkischen Kaisers stritten da wieder die kühnen Staufer. Kon-
rad erhielt zum Lohne die dem abtrünnigen würzburger Bischofe entrissene
Herzogswürde in Ostfranken; Herzog Friedrich unterwarf sich die ganze Rhein-
gegend von Basel bis Mainz und sicherte sie durch starke Burgen. Die Staufer
schienen nur für den Kaiser zu leben und zu wirken; in der Tat aber hatten
sie auch persönlich nicht wenig Grund, die Kaisermacht zu verteidigen. Keiner
ihrer Kämpfe war bisher fruchtlos für sie gewesen. Noch vor sechzig Jahren
ein unbekanntes Edelgeschlecht, wie es deren viele Hunderte in Deutschland
gab, hatten sie sich durch Glück, Geschicklichkeit, treuen Mut und kaiserliche
Gnade zudem ersten Fürstengeschlechte Deutschlands emporgeschwungen. Bei
solchen Erfolgen konnte es Friedrich wenig bekümmern, daß der mit Bann-
flüchen förmlich wütende Kardinal Kuno von Präneste auch ihn, seinen Bru-
der und seine vorzüglichsten Großen mit der Verwünschung belegte: diese
Wolke trübte den immer heller glänzenden Stern des staufischen Glückes nicht.
Aber da der Kaiser bald darauf die Zeit für günstig hielt, sich mit seinen
Gegnern zu versöhnen, mußte er ihnen manches zurückerstatten, was er den
Staufern übergeben hatte; und die letzteren waren, nachdem sie einmal eine
solche Macht erlangt hatten, nicht mehr so kaisertreu, um sich dieses ruhig ge-
fallen zu lassen: in den letzten Jahren Heinrichs V. nahmen die staufischen
Brüder eine ziemlich feindliche Stellung gegen den Kaiser ein. Herzog Kon-
rad mußte seine Eroberungen in Ostfranken, Herzog Friedrich die seinigen
M. G., Leges, II. p. 66 ff.
2°%
1110—1
11. Febr.
1115
1116
1120