Full text: Heinrich der Löwe Herzog von Bayern und Sachsen.

Befriedung Bayerns. 255 
Um so notwendiger war es aber, daß er in seinen eigenen Landern Ruhe 
und Ordnung befestige, damit ihm seine Abwesenheit nicht zum Schaden ge- 
reiche. So hatte er, um seine slawischen Eroberungen zu sichern, mit König 
Waldemar und Bischof Absalon von Roeskilde eine freundschaftliche Unter- 
redung"). Dann hielt er einen Landtag für Sachsen zu Braunschweig ab, 
wo die Großen dieser ausgedehnten Provinz von Osten und Westen zahlreich 
zusammengeströmt waren. Da sah man den Grafen von Roden aus der 
Nähe Hannovers, den Grafen Albert von Wernigerode, den Grafen Ludolf 
von Waltingerode, den — Braunschweig benachbarten — Grafen Ludolf von 
Peine und manche andere Ostfalen; den Westfälinger Liuthard von Mein- 
erzhagen; dann wieder die Bischöfe Gerold von Lübeck und Evermod von 
Ratzeburg, den Grafen Bernhard von Ratzeburg und Gunzelin von Hagen, 
des Herzogs Befehlshaber in Schwerin, in seiner neuen Eigenschaft als Graf 
dieser Landschaft; außerdem viele andere Edle und Geistliches). Die vor- 
genommenen Geschäfte sind, soweit wir sie noch kennen, nicht von großem 
Interesse und beziehen sich nur auf Bestätigung von privatrechtlichen Hand- 
lungen einiger sächsischer Edlen und Klöster. 
Ernstere Angelegenheiten erwarteten den Herzog in Bayern. Dieses viel- 
geplagte Land, das er selbst seit vier Jahren zu glücklicheren und friedlicheren 
Zuständen zu führen bestrebt gewesen, war schon durch den Kirchenstreit 
wieder auf das heftigste zerrüttet worden, indem die Geistlichen untereinander 
und die weltliche Gewalt mit einer großen Anzahl unter den Geistlichen da- 
durch in Fehde gerieten. Jetzt wurde es auch von habgierigen Bischöfen arg 
ausgesogen. Vor allen zeichnete sich Bischof Hartwich von Regensburg durch 
die musterhaft schlechte Führung des ihm anvertrauten Amtes aus. Die 
Pflichten eines Bischofs: das Volk zu belehren, die Armen zu versorgen, sich 
selbst durch fleißiges Studium zu fördern, vernachlässigte er gänzlich. Dafür 
aber führte er ein vergnügliches Hofleben ein, bei dem Schmeichler, sitten- 
lockere Hofleute, Spaßmacher und besonders die bischöflichen Verwandten ein 
reiches Auskommen fanden. Auch die Jagd liebte der lustige Prälat gar sehr 
und hielt sich eine große Menge von Jägern, Pferden und Hunden. Bei 
solchem Treiben konnte es nicht ausbleiben, daß die Schätze des Hochstiftes 
schnell vergeudet wurden und verschwandens'“?). Diesen Zustand wollte Her- 
zog Heinrich, der nach Regensburg gekommen war, nicht weiter zulassen. Er 
trat, da der bisherige Prokurator der Regensburger Kirche, der Graf von 
Bogen, gestorben war, als Advokat des Hochstiftes auf und besetzte deshalb 
mehrere Ortschaften, die dem Bischofe zugehörten, besonders auch Donau- 
stauf, das er schon lange beanspruchte. Über dieses Verfahren des Herzogs 
Saxo Gram., p. 293. 
*#%) Krit. Erört. II ü. 
#e) Die Einzelheiten über das Treiben dieses übel berüchtigten Prälaten sind aus dem, 
allerdings erst dem 16. Jahrhundert angehörigen Aventin (Annales Boji ed. Cisner 
Frankf. 1627, p. 392), der aber stets die besten Quellen benutzt hat, wie sie ihm seine 
Stellung in Bayern nahelegte. 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.