Full text: Das Friedensangebot der Mittelmächte.

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bilden und über sein Schicksal bestimmen, in ihrer Sucht, die Welt zu be- 
herrschen, beharren, dann kann der neu eintretende Zustand es wohl schwerer 
machen, einen Krieg hervorzurufen, aber er ist nicht unmöglich. Sie können 
weiterhin ein politisches System auf einer durch und durch militärischen 
Grundlage bauen, sie können große Quantitäten Kriegsmaterial auch ferner- 
hin ansammeln, ihre Angriffsmethode derartig verdoppeln, daß ihre fried- 
licheren Nachbarn niedergeschlagen sind, bevor sie sich selbst zur Vertei- 
digung haben vorbereiten können. Wenn es so ginge, würde Europa nach 
dem Kriege viel ärmer an Männern, Geld und gutem Willen sein, als zu 
Beginn des Kampfes, aber nicht sicherer. Die vom Präsident Wilson ge- 
hegte Hoffnung auf die Zukunft der Welt würde ebenso fern von ihrer Er- 
füllung sein, als je zuvor. Einig sind wir in der Meinung, daß dieses 
Uebel durch internationale Verträge und internationale Gesetze genügend 
aus der Welt geschafft werden könne. Aber man hat in Deutschland die 
Lehren, die die jüngste Geschichte gegeben hat, schlecht begriffen. Während 
andere Völker wie die Vereinigten Staaten und England darnach strebten, 
durch schiedsgerichtliche Verträge zu verhindern, daß der Friede, den sie 
dauerhaft zu machen wünschen, gestört werde, hielt Deutschland sich zu- 
rück. Seine Historiker und Gelehrten predigten die Herrlichkeit des Krieges 
und verkündigten, daß die Macht der wahre Zweck des Staates sei. Der 
deutsche Generalstab schmiedete mit unermüdlichem Eifer die Waffen, mit 
denen im günstigen Augenblick diese Macht erzielt werden könne. Diese 
Tatsache zeigte deutlich genug, daß Bestrebungen zur Aufrechterhaltung 
des Friedens in Berlin nicht viel Zustimmung finden würden, aber immerhin 
noch nicht, daß geschlossene Verträge vollständig zwecklos sein würden. Dies 
zeigte sich erst, als der Krieg ausgebrochen war, aber dann auch sonnenklar. 
Solange Deutschland das Deutschland bleibt, das ohne Schein von Recht ein 
Land überwältigt und auf barbarische Weise mißhandelt, welches es sich 
verpflichtet hatte, zu verteidigen, kann kein Staat sich für sicher halten, 
wenn er nicht besser geschützt wird als durch feierliche Verträge. Dieser 
Zustand wird noch schlimmer, wenn man daran erinnert, daß die Zentral- 
mächte diese Methode berechneter Barbarei nicht nur allein angewandt 
haben, um ihre Feinde zu zerschmettern, sondern auch um denen, mit denen 
sie noch auf friedliichem Fuße stehen, Furcht einzujagen. Belgien ist nicht 
allein das Opfer, sondern auch ein Beispiel, damit die Neutralen sich die 
Grausamkeiten, die getrieben wurden, als Schreckbild zu Herzen nehmen 
sollen, so die Behandlung (?) eines Teiles der Bevölkerung und die grausame 
Unterdrückung des übrigen Teiles der Bevölkerung. Und um zu verhüten, 
daß die Völker, die zu ihrem Glücke entweder durch die englische Flotte 
oder durch ihre eigene Kraft gegen das deutsche Heer geschützt werden, 
sich zu sicher wähnen, hat das Tauchboot innerhalb der dieser Waffen ge- 
Betzten Grenzen fortdauernd dieses barbarische Vorgehen des Schwester- 
dienstes (?) nachgeahmt. Die Kriegsstäbe der Zentralmächte sind zufrieden,
	        
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