§ 90a. Die Beilagen zur Verfassungsurkunde. 2. Beilage. 527
Zweites RKapitel.
Wahl des Glaubens-Bekenntnisses. 25)
§ 5. Die Wahl des Glaubens-Bekenntnisses ist jedem Staats-
einwohner nach seiner eigenen freien Ueberzeugung überlassen.25)
§ 6. Derselbe muß jedoch das hiezu erforderliche Unterscheidungs-
alter, welches für beide Geschlechter auf die gesetzliche Volljährigkeit)
bestimmt wird, erreicht haben. 23) 29) 30)
3*) Ueber Anwendbarkeit der Bestimmungen in §§ 5—11 auf Angehörige
nichtchristl. Konfessionen s. Min.-E. vom 14. Mai 1820 (Web. 2, 39), Religions-
wechsel eines Israeliten betr.; über das Verfahren beim Religionswechsel und die
Voraussetzungen zu solchem: Min.-E. vom 7. Juli 1833 (Web. 2, 694): Ueber-
tritt von der protestantischen zur katholischen Kirche, und vom 28. September 1833
(Web. 2, 703): Verfahren beim Uebertritt von einer Konfession zur andern betr.
Ueber Religionswechsel bei drohender Gefahr: Min.-E. vom 17. Oktober
1840 (Web. 3, 348): Todesgefahr; Min.-E. vom 7. September 1842 (Web. 3,
465): Sterbende und ferner die von ihrem Domizil auf längere Zeit Entfernten;
s. auch Min.-E. vom 4. Februar 1834 (Web. 2, 714) und Min.-E. vom 11. und
26. Januar 1844 (Web. 3, 529 und 532: Religionswechsel minderjähriger Per-
sonen), endlich Min.-E. vom 4. November 1843 und vom 26. April 1845 (Web.
3, 523 und Anm. , ferner 3, 609 Anm. ).
Ueber Religionswechsel der Sträflinge: Min.-E. vom 11. Juli 1839,
2. September 1845 und 14. Februar 1849 (Web. 3, 291, 592 und Anm. “,
4, 20). Näheres hierüber § 218.
26) Es ist auch jedem Großjährigen gestattet, sich gar keinem Glaubens-
bekenntnisse, bezw. gar keiner Religionsgesellschaft anzuschließen; vergl. hierzu
Plenar-Entsch. des Verw.-Ger.-Hofes vom 23. Oktober 1889 Bd. 11, 18, mit-
geteilt oben 8§ 90 S. 484 Anm. 46.
Siehe auch Entsch, des Verw.-Ger.-Hofes vom 15. Juni 1881 Bd. 3, 103
unten in Anm. 28, ferner Anm. 21.
*) Ueber Volljährigkeit s. oben Anm. 9.
25) Entsch, des Verw.-Ger.-Hofes vom 15. Juni 1881 Bd. 3, 103: „das
Recht der freien religiösen Ueberzeugung und des Bekenntnisses derselben (Ge-
wissensfreiheit im Sinne der Verf.-Urk.) ist ein ganz persönliches Recht und setzt
jedenfalls voraus, daß bei einer Person eine selbständige Ueberzeugung be-
stehen kann. Es kann daher für Personen, bei welchen vermöge des physischen
Alters und der Nichtvollendung der religiösen Erziehung eine Selbständigkeit der
Ueberzeugung ausgeschlossen ist, nicht in Anspruch genommen werden. Für die
Religionsverhältnisse derartiger Personen haben nicht die Bestimmungen in Kap.
I und II, sondern lediglich jene in Kap. III des Abschn. I der 2. Verf.-Beil.
maßzugeben.
3.) Ueber Erteilung des Religionsunterrichtes an unselbständige oder min-
derjährige Mitglieder anderer Konfessionen s. die Min.-E. vom 8. April 1839
(Web. 3, 283), desgl. über eine solche Unterrichtserteilung an Minderjährige
überhaupt die allerh. Entschl. vom 22. April 1846, Ziff. III, bezw. Entschl. vom
26. April 1845 (Web. 3, 609 und Anm. daselbst), ferner Min.-E. vom 29.
April 1846 Ziff. 2 (Web. 3, 610); weiter s. Bl. für admin. Pr. 4, 81 ff.
Näheres über diese Materie §§ 218 und 219.
*0) Ueber die Bestimmung des Glaubensbekenntnisses für Minderjährige
aus gemischten Ehen s. unten bei Kap. III §8 12 ff. dieser 2. Verf.-Beil.,
und bezüglich der Kinder aus ungemischten Ehen speziell Anm. 36 S. 528.