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12. Philipp von Macedonien und der Redner Demosthenes von
Athen. Die Schwäche und Uneinigkeit in Griechenland benutzte der schlaue und
treulose König Philipp von Macedonien, um durch Gold uͤnd Schwert Herr
von Griechenland zu werden. „Jede Festung kann von einem goldbeladenen
Esel eingenommen werden!“ sagte er. Gegen ihn wirkte in Griechenland be-
sonders Demosthenes. Derselbe hatte sich durch Willensstärke und Ausdauer
zu einem der größten Redner gebildet. Um seine schwere Zunge zu üben, legte er
beim Sprechen Steinchen darauf. Um sich das Achselzucken abzugewöhnen, hing.
er ein scharfes Schwert über der Schulter auf. Um seine schwache Stimme und den
kurzen Atem zu kräftigen, suchte er am Meeresstrande Sturm und Wellen zu über-
bieten. Mit aller Kraft seiner Rede und Vaterlandsliebe warnte Demosthenes
die Athener vor Philipp. Doch vergeblich! Philipp brach in Hellas ein, siegte bei
Chäronea (338 v. Chr.) und ließ sich zum Oberfeldherrn aller Griechen wählen.
exander der Große (336—323 v. Chr.).
1. Alexander war der Sohn des Königs Philipp
von Macedonien. Sein trefflicher Lehrer war der Welt-
weise Aristoteles. Dankbar sagte Alexander: „Meinem
Vater verdanke ich nur mein Leben, meinem Lehrer aber,
daß ich würdig lebe.“ Als Jüngling zähmte er das wilde
Streitroß Bucephalus so geschickt, daß sein Vater
ausrief: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Reich,
· — Macedonien ist für dich zu klein!“ Bei den Eroberungen
4 "· seines Vaters rief Alexander aus: „Mein Vater wird
v 6 mir nichts mehr zu erobern übrig lassen!“
4. 2. Seine Thaten. Im Alter von 20 Jahren be-
½ ⅞/ stieg Alexander nach dem Tode seines Vaters den Thron.
Lwew nn Noachemer sich die Herrschaft über ganz Griechenland
S. ee d87 Große gesichert hatte, unternahm er den längst geplanten Rache-
si zug gegen Persien. Mit 35000 Mann überschritt er 334
v. Chr. den Hellespont und besiegte das Heer des Perserkönigs Darius Kodo-
mannus an dem Flüßchen Granikus. Als man ihm den Angriff widerriet,
sagte er: „Der Hellespont müßte sich schämen, wenn wir uns vor diesem
Flüßchen fürchteten!“ In der Schlacht rettete ihm Klitus das Leben. An dem
Grabe des Achilles bei Troja rief er aus: „Glücklicher Achill, der du im
Leben einen Freund und im Tode einen Sänger deiner Thaten gefunden hast!“
In Gordium böste er mit dem Schwerte den gordischen Knoten. Das Orakel
hatte dem die Herrschaft über Asien verheißen, der die künstlich verschlungenen
Stricke lösen würde. Ein Bad im kalten Wasser des Cydnus brachte Alexander
in Lebensgefahr, gerade als die Feinde heranrückten, aber die Kunst seines Leib-
arztes Philippus rettete ihn. Die Perser besiegte er 333 v. Chr. bei Issus
und nahm sogar die Familie des Königs gefangen, behandelte sie aber königlich.
Die günstigen Friedensbedingungen des Feindes wies er zurück. Sein Feldherr
Parmenio meinte: „Wenn ich Alexander wäre, würde ich um solchen Preis
Frieden schließen!“ „Ich auch,“ antwortete Alexander, „wenn ich Parmenio
wäre!“ Hierauf eroberte Alexander Tyrus, durchzog Palästina und gründete
Alexandria in Agypten. Das letzte, unzählbare Perserheer besiegte er bei
Arbela und Gaugamela, östlich vom Tigris, und machte unermeßliche
Beute. Der flüchtige König Darius wurde von ihm verfolgt, wobei das Heer
in der Wüste entsetzlichen Durst litt. Ein Soldat brachte Alexander einen Helm
voll trüben Wassers. Aber der König goß es aus und sagte: „Für einen zu viel,
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