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genommen, der andere aber später beim Raubhandwerk elend umgebracht.
Nun unterwarf sich der Adel, und Friedrich übte Vergeben und Vergessen.
Mit der Sicherheit kehrte auch bald ein regerer Verkehr zurück.
3. Das Konzil zu Konstanz. Friedrich wird Kurfürst. In der
Kirche herrschten damals traurige Zustände. Neben Gregor XII. beanspruchten
zwei Gegenpäpste die Herrschaft und bekämpften sich aufs bitterste. Uberall regte
sich der Wunsch nach „einer Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern“.
Der Kaufmann Peter Waldus in Lyon gründete die Waldensergemeinden,
die in den Alpenthälern ein stilles Leben im Geiste der ersten Christen führten.
Der Professor Wiclef in England übersetzte die Bibel in die Landessprache und
erklärte sie für die einzige Richtschnur der Lehre. Der Professor Johannes Hus
in Prag sah nicht in dem Papste, sondern allein in Christus das Haupt der
Kirche und in der heiligen Schrift die einzige Quelle des Glaubens. Er leugnete
die Willensfreiheit des Menschen und verlangte eine Erneuerung der Kirche.
Zuletzt wurde der Bann über ihn ausgesprochen. Um alle diese und andere Wirr-
nisse zu beseitigen, kam endlich eine Kirchenversammlung zu Konstanz am Boden-
see zustande, zu der viele Fürsten und geistliche Herren erschienen. Papst
Gregor XII. dankte um des Friedens willen ab, die Gegenpäpste wurden entsetzt
und ein neuer Papst gewählt. Hus wurde vorgeladen und kam im Vertrauen
auf den kaiserlichen Geleitsbrief. Anfänglich wurde er mild behandelt, weil er
aber fortgesetzt predigte, kerkerte man ihn ein und verurteilte ihn endlich als
Ketzer zum Feuertode, da er seine Lehre nicht abschwören wollte. Das Urteil
ward am 6. Juli 1415, seinem Geburtstage, von der Stadtbehörde vollstreckt,
„sein Leib dem weltlichen Richter, seine Seele, die er betend Gott empfahl, dem
Teufel übergeben“, seine Asche aber in den Rhein gestreut. — Zu Konstanz auf
dem Markte belehnte Sigismund 1415 während des Konzils Friedrich I. von
Hohenzollern feierlich mit der Mark Brandenburg, der Kur= und Erz-
kämmererwürde des Reiches. Anfänglich hielt sich der Kaiser das Recht offen,
gegen Erstattung von 400000 Goldgulden (3 Millionen Mark) für Friedrichs
Auslagen die Mark wieder einzulösen, verzichtete aber später darauf.
4. Friedrich als Reichsfeldherr. Gegen die Verurteilung des Böhmen
Hus hatte Friedrich laut aber vergeblich seine Stimme erhoben. An Hussens
Scheiterhaufen entzündete sich die Fackel der 20jährigen Hussitenkriege. Der
einäugige, später blinde Ziska und die Gebrüder Prokop eroberten Böhmen
und verheerten die angrenzenden Länder in grauenhafter Weise. Friedrich
führte als Reichsfeldherr ein Kreuzheer gegen sie, sah aber seine Soldaten
vor dem grausigen Schlachtgesange der Hussiten bei Taus (1431) auseinander
stieben. Die ergrimmten Hussiten fielen nun in sein Land ein und verheerten
es grauenhaft. Die tapfere Bürgerschaft von Bernau, unweit Berlin, setzte
sich aber erfolgreich zur Wehre, und des Kurfürsten Sohn trieb die wilden
Gesellen aus dem Lande.
5. Friedrichs Ende (1440). Alle Sorge verwandte nun Friedrich
darauf, die Wunden des Landes zu heilen. Eine treue Gehilfin war ihm
dabei seine Gemahlin, die schöne Else, eine rechte Fürstin durch Schönheit,
Anmut, Weisheit und Herzensgüte. Als sich die Schwächen des Alters
meldeten, legte Friedrich die Regierung nieder, zog sich auf ein Schloß in
Franken zurück und starb in Frieden. Sein Wahlspruch war: „Wer auf
Gott vertraut, den verläßt er nicht.“
6. Sein Sohn Friedrich II. der Eiserne hatte eine tiefe Frömmigkeit
des Herzens, dabei eine unbeugsame Festigkeit des Willens. Er brach die
Macht der freiheitslustigen Städte, besonders Berlins, das ihm sogar die