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tage zu Augsburg schlug die Wahl seines Enkels Karl fehl, und 100 Be—
schwerden gegen das Kirchenregiment blieben unerledigt. Kränkelnd zog Max
nach Innsbruck, aber die Bürger verweigerten ihm das Gastrecht, weil eine
alte Schuld unbezahlt sei. Tief gekränkt zog Max weiter, starb aber auf
dem Wege in Wels. Als der Tod nahte, kleidete er sich in sein Sterbe-
hemd, empfing das Abendmahl, tröstete die weinenden Seinen und starb gott-
ergeben. Seinen Sarg hatte er schon vier Jahre mit sich herumgeführt.
6. Die Hexenprozesse. Ein finsterer Wahn in jenen Zeiten war der
Glaube an Hexen und Hexerei. Man glaubte, manche Frauen hätten sich
dem Teufel mit ihrem Blute verschrieben und dafür Macht erhalten, andern
Böses anzuthun, z. B. Menschen und Vieh krank zu machen, Hagel herbei-
zuzaubern, das Feld mit Unfruchtbarkeit zu schlagen u. s. w. In der Wal-
purgisnacht (am 1. Mai) sollten die Hexen auf Besen, Ofengabeln, Ziegen-
böcken u. dgl. durch den Schornstein fahren und durch die Luft auf den
Brocken reiten, um dort mit dem Teufel und seinen Gesellen einen Tanz
zu halten. Wer rote Augen hatte, ketzerische Worte sprach oder Drohungen
ausstieß, kam in den Verdacht der Hexerei und wurde von Staat und Kirche
mit gleichem Eifer verfolgt. Zuerst wurde die Hexenprobe vorgenommen.
Wer gebunden aus dem Wasser wieder auftauchte, auf der Ketzerwage über
40 kg wog oder bei den größten Peinigungen keine Thräne weinte, der galt
als Hexe. Leugnete die angebliche Hexe das Bündnis mit dem Teufel, so
zwang man sie durch die Qualen der Tortur zu einem Geständnis.
Daumenschrauben preßten das Blut aus den Fingern. Spanische
Stiefel schraubten die Knochen der Beine zusammen. Die Leiter mit
dem gespickten Hasen renkte den Leib aus allen Gelenken. Die Birne
knebelte dem Gemarterten den Mund zu. Unter den Händen der Henkers-
knechte und in Gegenwart der Richter entlockten die entsetzlichen Schmerzen
endlich jedes Geständnis, das man wollte, oft das unsinnigste. So „über-
führte“ Hexen wurden verbrannt. Viele Tausende von Frauen haben dies
Schicksal erlitten. Der erste Bekämpfer der wahnwitzigen Hexenprozesse war
der Jesuit Friedr. v. Spee in der Zeit des 30jährigen Krieges. Als ihn
der Erzbischof von Mainz fragte, woher er so früh graue Haare habe, ant-
wortete er: „Weil ich so viele Hexen zum Scheiterhaufen begleitet und alle
unschuldig gefunden habe!“ Erst Friedrich der Große schaffte die Folter ab.
18. Das Morgenrot der Nenzeit in den Erfindungen
und Entdeckungen.
1. Der Kompaß (1300). Die Alten mußten bei ihren Seefahrten
nahe an der Küste bleiben, weil sie sonst die Richtung verloren hätten.
Da erfand der Italiener Gioja von Amalfi den Kompaß. Eine frei-
schwebende Magnetnadel, die stets nach Norden zeigt, wurde zum Führer
der Schiffe in der pfadlosen Wasserwüste. Die Chinesen hatten schon früh-
zeitig die Magnetnadel als Wegweiser für ihre Karawanenzüge durch die
weite Wüste benutzt. Die Erfindung des Kompasses gab der Schiffahrt einen
ungeheuren Aufschwung. 1
2. Das Schießpulver (1340). Der Mönch Berthold Schwarz in
Freiburg fand bei seinen Schmelzversuchen zufällig, daß eine Mischung von
Schwefel, Salpeter und Kohle bei ihrer Entzündung eine furchtbare Kraft
habe; er erfand so das Schießpulver. Die ersten Donnerbüchsen waren
unförmliche Mörser mit einem Zündloche. Später fertigte man kleinere
Wallbüchsen und tragbare Hakenbüchsen. Nicht durch glimmende