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von Juda, wurde aber von Nebukadnezar am Euphrat geschlagen. Psammenit
verlor Thron und Leben durch den Perserkönig Kambyses (525 v. Chr.).
2. Phönizien.
1. Land und Volk. Phönizien war ein schmaler Küstenstreif an der Ost-
küste des Mittelmeeres, nördlich von Palästina. Das Meer schnitt mit vielen
Buchten in das Land, und der waldreiche Libanon durchzog es. Unter den
vielen blühenden Städten an der Küste war Sidon die älteste und Tyrus die
mächtigste. Die Bewohner waren sehr geschickt und thätig, aber auch genußsüchtig.
2. Die Religion war eine Vergötterung der Natur. Baal war der
Sonnengott, Astarte die Mondgöttin. Die Verehrung der Aschera, Göttin
der Erdfruchtbarkeit, war mit allerlei Lastern verbunden. Dem Moloch opferte
man Kinder, die man in die Arme seiner glühend gemachten ehernen Bildsäule
legte. Der Gott der Schiffer und Kaufleute war der tyrische Herkules.
3. Beschäftigung der Bewohner. Zu Ackerbau und Viehzucht war der
Boden wenig geeignet. Aber die Buchten bildeten Häfen; das Meer lockte in die
Weite, und der Libanon lieferte Eisen und Cedern zum Schiffbau. Die Natur
selbst leitete also zu Schiffahrt, Handel und Gewerbe an. Die Phönizier wurden
die größten Handelsleute und Schiffer des Altertums. Aus Spanien holten sie
Silber, aus England Zinn, aus Preußen Bernstein; überall legten sie Handels-
plätze an und wurden unglaublich reich. Der Prophet Jesaja sagt von ihnen:
„Ihre Kaufleute sind Fürsten und ihre Krämer die Vornehmsten im Lande.“
4. Erfindungen. Sie erfanden die Buchstabenschrift, durch welche
wir unsere Gedanken in bestimmten Lautzeichen darstellen. In der Kunst der
Purpurfärberei waren sie unübertroffen; die Pupurfarbe gewannen sie aus
dem roten Safte der Purpurmuscheln. Auch Glas und Glaswaren stellten
sie her. Nach der Sage sollen Schiffer das Glas beim Kochen am Strande
erfunden haben; durch die Feuersglut hätten sich Salpeter, Kieselerde und
Asche in glänzende Glaskörper verwandelt. Die Phönizier benutzten ge-
prägtes Geld und bildeten die Rechenkunst aus.
5. Geschichte. Den höchsten Glanz erreichte Phönizien zur Zeit Davids
und Salomos unter Hiram von Tyrus (1000 v. Chr.). Uber die Grün-
dung der wichtigsten phönizischen Ansiedelung erzählt die Sage: Der hab-
süchtige König Pygmalion ermordete den Mann seiner Schwester Dido, um
dessen reiche Schätze zu erlangen; aber Dido floh zu Schiffe mit den Schätzen
und vielen Leuten und landete an der Nordküste Afrikas. Dem Könige von
Utika kaufte sie ein Stück Land ab, „das man mit einer Ochsenhaut um-
spannen könne“. Wie erstaunte aber der König, als die Listige die Haut in
schmale Riemen schnitt und damit eine große Fläche umspannte! Hier gründete
Dido 850 v. Chr. die Stadt Karthago, welche später durch Handel und
Schiffahrt sehr reich und die Königin des Mittelmeeres wurde. Das alte
Tyrus wurde von Nebukadnezar, und das neue Tyrus auf einer Insel
von Alexander dem Großen erobert und zerstört. Der Welthandel zog
sich nach Alexandria in Agypten.
3. Cyhrus (558—529 v. Chr.).
1. Assyrien und Babylonien. Zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris
lag nördlich das Reich Assyrien mit der Hauptstadt Ninive am Tigris, und
südlich das Reich Babylonien mit der Hauptstadt Babylon am Euphrat.
Die Bewohner hießen Chaldäer; ihre Priester waren besonders in der
Sternkunde erfahren. Die Stadt Babylon bildete ein riesiges Viereck und
hatte 100 Thore, eine dicke Backsteinmauer, auf der 16 Reiter neben einander