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4. Griechenland.
1. Land und Leute. Griechenland ist die südöstliche Halbinsel von
Europa, die mit Asien durch eine Inselbrücke zusammenhängt. Die Küste ist
voll Buchten und mit Inseln umgeben, das Land reich an Abwechselung von
Bergen und Thälern, der Himmel blau und heiter. Im Norden war Mace-
donien das wichtigste Land. Das eigentliche Griechenland zerfiel in Nord-,
Mittel= und Süd-Griechenland. In Nord-Griechenland lagen die
Landschaften Thessalien und Epirus; in Mittel-Griechenland oder
Hellas war Athen in Attika, in Süd-Griechenland oder dem Pelo-
ponnes war Sparta in Lakonien die wichtigste Stadt. Ansiedler aus
Agypten, Phönizien und Kleinasien brachten Sitte und Bildung nach Griechen-
land. Die Bewohner hießen Hellenen und zeigten einen besonders regen
Sinn für alles Schöne und für ein heiteres Leben.
2. Religion. Die Griechen dachten sich die Kräfte der Natur und edle
Eigenschaften der Menschen als göttliche Personen. Der Göttervater war
Zeus (Jupiter'), der mit 11 himmlischen Genossen auf dem Berge Olymp
in Thessalien thronte und die Welt regierte. Seine Gattin Hera (Juno)
schützte die Ehe; seine Tochter Pallas Athene (Minerva) verlieh Weisheit;
sein Sohn Apollon begeisterte die Dichter. Artemis (Diana) war die Göttin
der Jagd, Poseidon (Neptun) der Gott des Meeres, Hephästos (Vulkan)
der Gott des Feuers und der Schmiedekunst, Aphrodite (Venus) die Göttin
der Liebe, Ares (Mars) der Gott des Krieges, Hestia (Vesta) die Schützerin
des häuslichen Herdes, Hermes (Merkur) der geflügelte Götterbote, Demeter
(Ceres) die Göttin der Fruchtbarkeit. Die abgeschiedenen Seelen gingen zu
Pluton in den Hades oder das Schattenreich, entweder zu den Freuden
Elysiums oder zu den Qualen des Tartarus. Themis hielt die Wage
der Gerechtigkeit; Nemesis zückte das Schwert der Vergeltung, und die
Erinnyen (Furien) mit Schlangenhaaren verfolgten die Verbrecher. Die
Götter offenbarten sich an einzelnen heiligen Orten, z. B. zu Delphi, durch
Orakel, deren Sprüche in hohem Ansehen standen.
3. Festspiele. Griechenland zerfiel zwar in viele kleine Staaten, aber
alle Bewohner fühlten sich durch Sprache, Sitte und Religion als ein Volk.
Ein festes Band zwischen den einzelnen Stämmen waren die Festspiele,
besonders die zu Korinth auf der Landenge und zu Olympia im Pelo-
ponnes. Alle vier Jahre versammelten sich hier die griechischen Männer und
zeigten ihre leibliche und geistige Kraft in verschiedenen Wettkämpfen. Die
Sieger in den Ring= und Faustkämpfen, im Wettrennen und Scheibenwerfen,
im Gesange und in der Bildhauerkunst wurden gekrönt und hochgeehrt.
4. Herakles (Herkules) ist der berühmteste Held der alten Griechen.
Viele Sagen werden von ihm erzählt. Schon in der Wiege, dem Schilde
seines Vaters, erdrückte er zwei große Schlangen. Als Jüngling erschlug er
einen furchtbaren Löwen und hing das Fell als Mantel über. Auf seiner
ersten Wanderung in die Welt traf er an einem Scheidewege die Tugend
und das Laster in Gestalt von Jungfrauen. Das Laster lockte ihn zu Ge-
nüssen ohne Mühe, die Tugend zu Kampf und Ehre; er folgte der Tugend.
Unter seinen Heldenthaten sind seine 12 Arbeiten berühmt. Einen großen
Löwen erdrückte er in seinen Armen. Der Schlange Hydra schlug er ihre
9 Köpfe ab. Einen furchtbaren Eber fing und band er. Schreckliche
Vögel mit ehernen Krallen und Schnäbeln, die Menschen raubten, fing und
*) Die eingeklammerten Namen hatten die Götter bei den Römern.