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burger nichts erreichen kann. Worauf es ankommt, ist, daß
die Demokratie, die ursprünglich die Mittel= und Kleinstaaten
Deutschlands mit sich fortgerissen hat, nicht ihren Willen be-
kommt. Die Großmächte haben die Sache gemacht, und sie
müssen den Herzog einsetzen, ihnen muß er alles verdanken,
und sie müssen das in ihrer Weise tun. Dazu gehört vor
allem, daß das liberale Staatsgrundgesetz abgeschafft, und
die Umgebung des Herzogs entfernt wird. Das Staats-
grundgesetz, das erkenne ich gern an, ist konservativer und
besser, als die preußische Verfassung, aber das ist nun einmal
eine Prinzipienfrage: die liberale Partei darf nicht Recht
behalten. Und dann muß der Herzog von seiner Schale losge-
macht werden.“)
Wien, 23. Juli — 1. August 1864.
Unterredung mit dem österreichischen Mi-
nisterpräsidenten Grafen Rechberg, betref-
fend die Verhandlung mit Oesterreich we-
gen der Handels= und Zollfrage.
Bismarck und Rechberg kamen bei den betr. Verhand-
lungen übereinstimmend zu der Auffassung, daß eine voll-
kommene Zolleinigung zwischen Preußen und Oesterreich nicht
tunlich sei, und die Aufstellung dieses Zieles auch für die
Zukunft keinen praktischen Wert habe.
In Bezug auf die Abänderung des französischen Handels-
vertrages — ohne welche die gewünschte vorzugsweise Be-
günstigung Oesterreichs bei gewissen Positionen undenkbar
*) Nach dem Gothaischen Tagblatt vom 29. Juli 1869 einer
ebenso suspecten Quelle soll Bismarck in derselben Zeit in einem
Gespräch mit Ferdinand Lassale — der bekanntlich ein glühender
Annerionist war, den Gedanken haben durchblitzen lassen, den
preußischen Verfassungskonflikt und die Annezionsfrage auf dem
Wege der Bundesreform (7) zu lösen.