— 277 —
dieser Verschleppung der Londoner Konferenz-Arbeiten benach-
richtigt, ließ Bismarck sofort den luxemburgischen Geschäfts-
träger in Berlin zu sich rufen und erklärte ihm: „Das Fehlen
der genügenden Instruktionen der luxemburgischen Vertreter
in London hat auf mich einen äußerst unangenehmen Ein-
druck gemacht. Ich erblicke darin den Versuch, die Arbeiten
der Konferenz in die Länge zu ziehen. Preußen mißbilligt ein
solches Verhalten.“)
Berlin, den 14. Mai 1867.
Unterredung mit dem badischen Gesandten
in Berlin, Frhr. von Türkheim, betreffend
einen weiteren Bund Norddeutschlands mit
dem Süden. )
Die Unterredung betraf die sogen. Ministerialerklär-
ung vom 6./16. Mai 1867 zwischen Bayern und Württemberg,
betr. Verhandlung über den Abschluß der im Art. IV des
Prager Friedens vorbehaltenen nationalen Bundes mit dem
deutschen Norden. Bismarck erklärte: „Ich werde einem
Bunde nach Maßgabe des Protokolls vom 6. Mai nicht zu-
stimmen, will dies aber nicht so bestimmt öffentlich aussprechen.
Ueber die von Baden vorgeschlagenen Modifikationen behalte
ich mir die Erklärung vor, bis Bayern und Württemberg ihnen
zugestimmt haben. Für jetzt will ich nur so viel mit Be-
stimmtheit sagen, daß Preußen fürs erste einen weiteren Bund
mit dem Süden wünscht und denselben namentlich als die
Grundlage für die Erneuerung des Zollvereines betrachtet,
*) Eine Notifikation in demselben Sinne erging an den
niederländischen Gesandten in Berlin „und direkt an die nieder-
ländische Regierung“ durch den preußischen Gesandten im Haag,
den Grafen Perponcher.
"#) Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst,
Bd. I S. 234 a. a. O. S. 232 f findet sich die oben erwähnte
Ministerialerklärung vom 6./16. Mai.