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daß aber für den Bund wie für den Zollverein eine Form
einfacher Beschlußfassung über gemeinsame, nicht immer lange
vorauszusehende Angelegenheiten gefunden werden muß. Ohne
diese unerläßliche Voraussetzung würde ich lieber auf Bund und
Zollverein mit dem Süden oder mit den Staaten, die grund-
sätzlich widerstreben, verzichten. Baden soll in diesem Sinne
die Verhandlungen fortsetzen.“
Berlin, Mitte Mai 1867.
Unterredung mit dem schweizerischen Ge-
sandten in Berlin, Dr. Heer, betreffend
die Luxemburger Frage.'!
Bei Gelegenheit der ersten Audienz, welche Bismarck dem
schweizerischen Gesandten gewährte, legte er diesem die Ge-
sichtspunkte dar, welche für die preußische Regierung in der
Luremburger Frage maßgebend gewesen seien.
„Preußen sucht gewiß keinen Krieg; es geht ihm freilich
auch nicht aus dem Wege, wenn man ihn andererseits haben
will; aber mir persönlich kommt es schwer an, jetzt schon
wieder Krieg zu führen; es ist doch eben keine Kleinigkeit,
etwa 30.000 „brave Jungens“ tot oder zu Krüppeln schießen
zu lassen.“ Gegenüber der Schweiz sprach sich Bismarck auf
das wohlwollendste aus und versicherte, Preußen werde nie
etwas anderes von ihr verlangen, als ehrliche Neutralität
und im Frieden gute Nachbarschaft, die auch Preußen zu halten
wissen werde.““)
*) Nach einem Briefe Heers an seine Gemahlin d. d. Berlin,
21. Mai 1867, enthalten in der 1895 in Zürich erschienenen Bio-
graphie des späteren Bundespräsidenten Heer.
*) Bei Besprechung der Luxemburger Frage mit dem Abge-
ordneten von Kleist-Retzow bemerkte Bismarck, solange es irgend
mit Ehren möglich sei, halte er es für Pflicht jedes Staatsmannes,
den Krieg zu vermeiden; niemand könne wissen, ob nicht die
nöchste Entwicklung die günftigen Aussichten bei einem Kriege gegen