Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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hätte, herzugeben, als daß im nächsten Frühjahr unberechen- 
barer Schaden durch einen Dammbruch erlitten würde. Zum 
Schluß las der in Bismarcks Begleitung erschienene Geometer 
die schon ausgefertigten Akten vor und Bismarck forderte die 
Leute auf, zu unterschreiben. Jetzt trat ein alter Bauer mit 
faltigem Gesicht vor und erklärte ganz langsam: „Sä künnen 
schon recht hebben, Herr Deichhauptmann, aberst unnerschrewen 
duh ich nich.“ Ein flüchtiges Lächeln huschte über Bismarcks 
Gesicht, als ob er sagen wollte, das habe ich vorher gewußt;: 
darauf winkte er seinem Burschen und raunte ihm ein paar 
Worte ins Ohr. Dieser klemmte sich neben dem Tisch durch, 
ging durch die große Halle, in der sich die Bauern befanden, 
nach der anderen einzigen Ausgangstüre, schloß dieselbe ab, 
ging zurück mit dem abgezogenen Schlüssel in der Hand und 
legte denselben neben Bismarck auf den Tisch. Die Bauern 
sahen einander verdutzt an und: „wat sull denn dat, wat 
sull denn dat heißen,“ ging es von einem zum andern. Bis- 
marck stand auf: „Das soll heißen, daß Ihr nicht eher fort- 
kommt, als bis Ihr unterschrieben habt!“ Die Leute nahmen 
dies auffallend ruhig hin, blieben aber im übrigen dabei: 
„Unnerschrewen duhn wie nich.“ 
Nun steckte sich Bismarck eine Zigarre an, unterhielt sich 
mit dem Geometer und las seine Zeitung. Es verging eine 
Stunde, ohne daß die Bauern sich gefügt hätten. Dann schickte 
er den Burschen Frühstück holen. Der Geometer räumte den 
Tisch ab, und bald war derselbe mit Brot, Butter, Schinken, 
Eiern und Bier besetzt. Bismarck forderte den Geometer zum 
Essen auf, und so frühstückten sie mit größter Seelenruhe, den 
störrischen Bauern das Zusehen überlassend. Diesen fing auch 
langsam an, der Magen zu knurren, und sehnsüchtige Blicke 
warfen sie auf den wohlbesetzten Tisch. Nachdem das Frühstück 
abgeräumt war, wurden die Akten wieder aufgelegt. Nach 
einer weiteren Stunde kam ein Bauer, der während des Essens
	        
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