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Varzin, Herbst 1868.
Aeußerungen gegenüber einem Gutsnach-
barn, betr. Napoleons Regierungszeit.“')
Die Zeitungen hatten eine Prophezeiung gebracht, welche
das Jahr 1869 als für Napoleon verhängnisvoll erklärte.
Louis Philipp hatte nach seiner Thronbesteigung 1830 so
viele Jahre regiert, als die Addition der Zahlen seines Ge-
burtsjahres 1791 ergab, d. h. bis 16848. Für Louis Na-
poleon, geboren 1808, sollte dieselbe Berechnung eine Re-
gierungszeit von 17 Jahren nach seiner Thronbesteigung 1852
ergeben. Scherzend, wie das ganze Gespräch geführt wurde,
meinte Bismarck: „Sollte er sich nicht so lange halten
können, als Louis Philipp sich gehalten hat? Halten Sie
ihn für weniger klug? Dann müßten Sie ihm doch auch
18 Jahre lassen, und er wäre erst 1870 zu Ende!“
Varzin, den 16. November 1868.
Unterredung mit dem Geh. Justizrat Dr.
Gustav von Wilmowski, betreffend den
schleswig-holsteinischen Krieg.
Bismarck: „Es ist mir ganz unbegreiflich, daß der
schleswig-holsteinsche Krieg nicht meinen Gegnern in der Kam-
mer die Augen über den Ernst meiner Absichten gegen Oester-
reich, über die Notwendigkeit, die Herzogtümer zu behalten
und sich mit Oesterreich ein für allemal auseinanderzusetzen,
geöffnet hat. Ich bin doch immer so offen gewesen, noch
im Jahre 1865 ist in der Kammer bezweifelt worden, ob
*) Dem oben S. 266 Note "“ erwähnten Wilmowskischen
Werke entnommen. Dieselbe Quelle dient für die folgenden Ge-
spräche mit Wilmowski.