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Varzin, im Spätherbst 1868.
Unterredung mit dem Bankier Bleichröder
betreffend vie volitische Lage.“)
Bismarck bemerkte zu Bleichröder: „Ich wünsche den
Frieden mehr denn je; und ich werde alles tun, um den-
selben zu erhalten. Der Norden darf heute den Anschluß
der Südstaaten nicht wünschen; die deutsche Einheit wird
sich auf natürlichem Wege von selbst machen, früher oder
später, und meine Mission besteht nicht darin, diese Bewegung
zu beschleunigen, sondern lediglich darin, das Werk von 1866
zu befestigen.““.)
*) Nach einem Berichte des französischen Militärbevollmäch=
tigten Obersten Stoffel d. d. 20. November 1868. Stoffel be-
richtete seiner Regierung über die Varziner Gespräche Bismarcks und
Bleichröders auf Grund der Mitteilungen des letzteren cf. Glasers
Archio S. 494 (Tuilerien Papiere).
*) In den sechziger Jahren (etwa 1868) stellte sich Dr.
Brugsch, damals noch preußischer Konsul in Kairo Bismarck, den
er bereits als Gesandter in St. Petersburg kennen gelernt hatte,
vor, um den Wunsch der Verbesserung seines Gehaltes von nur
800 Taler auszusprechen. Der Empfang des Dr. Brugsch war
der freundlichste von der Welt; als derselbe jedoch auf den eigent-
lichen Gegenstand seines Besuches zu sprechen kam, erhob sich
Bismarck in seiner ganzen Höhe und legte ihm die Frag: vor,
ob er als Freund oder als Konsul zu ihm gekommen sei. Auf
seine Antwort: als Konsul, nahm Bismarck die Stellung des
vorgesetzten Chefs an und erklärte seinem Besucher giatt weg,
daß er lieber seinen Abschied nehmen solle, wenn er glauben müsse,
mit der für den Konsul in Kairo ausgesetzten Besoldung nicht
auskommen zu können. Nach dem Aufsatze: Bei Bismarck in
St. Petersburg und in Berlin von Prof. Dr. H. Brugsch-Pascha.
„Braunschweigische Landeszeitung“ Nr. 80 vom 17. Februar 1894.