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Berlin, Mitte Februar 1870.
Aeußerung, betreffend das Projekt einer
preußischen Zentral-Boden-Kredit-Aktien-
gesellschaft.
In den Besprechungen, welche Bismarck mit verschiede-
nen Fachleuten über das Frhr. Oppenheim'sche Projekt einer
preußischen Zentral-Boden-Kredit-Aktiengesellschaft hatte, er-
klärte er: „Das Projekt scheint mir im Interesse der Förde-
rung des Realkredits des Grundbesitzes und des Kredits der
Kreise, Kommunen sehr beachtenswert, und es muß jetzt nach
so vielen gescheiterten Vorschlägen unbedingt ein positiver
Schritt vorwärts gemacht werden. Grundbesitzer von
Stadt und Land, aus allen Parteien sind deswegen an mich
herangegangen. Dem Vorwurf der Lässigkeit oder Impotenz
darf die Regierung sich nicht aussetzen. In Frankreich ent-
faltet der Credit foncier eine großartige und segensreiche
Wirksamkeit. Bei uns liegt der Plan des Frhr. v. Oppen-
heim vor, welcher von den solidesten Bankierhäusern (Dis-
kontogesellschaft, Rotschild etc.) gemeinsam mit Oppenheim
betrieben wird, und die Heranziehung ausländischen Geldes
in sichere Aussicht stellt. Ich habe keine Vorliebe für diesen
Plan. So lange aber kein anderer und kein besserer geboten
wird, darf die Regierung denselben nicht zurückweisen. Eine
Zentralisation der bestehenden Pfandbriefsinstitute zu erreichen,
ist nach meiner Ansicht nicht möglich. Vielmehr scheint der
einzige Weg der zu sein, ein Zentralinstitut durch eine Aktien-
gesellschaft zu schaffen und in dem Statut Fürsorge zu treffen,
daß sich die Pfandbriefsinstitute, welchen das zweckmäßig
scheint, dem Zentralinstitut behufs Ausfertigung der Pfand-
briefe anschließen können.“