— 10 —
vermutet, daß Mißverhältnisse, in welche Frankreich mit Bel-
gien geraten, durch Oesterreich zwar nicht herbeigeführt, doch
gefördert sind. In Folge dessen ist eine ernsthafte Spannung
zwischen Preußen und Oesterreich zu besorgen und letzteres wird
seinen ganzen Einfluß aufbieten, eine Verständigung der süd-
deutschen mit norddeutschen Staaten bezüglich einer Einrichtung
zu verhindern, auf welche im Falle eines Bruches Oesterreich
jede Einwirkung zu verlieren besorgen muß.
Ich hege den dringenden Wunsch, daß Hannover den Ab-
sichten Preußens, hinsichtlich seiner Ansprüche an der Flotte
durch Schiffe, wenn auch nur vorläufig, abgefunden zu werden,
nicht entgegentreten wird. Preußen wird diese Schiffe mit
seiner Ostseeflotte vereinigen, falls nicht zwischen ihm und
Hannover wegen einer Nordseeflotte eine Uebereinkunft ein-
tritt.“ Die Bedenken von Bothmer's, daß eine solche Aus-
elnandersetzung zwischen dem Bunde und Preußen allein
schwerlich Anklang finden und das Liquidationsgeschäft nur
erschweren werde, suchte Bismarck dadurch zu entkräften, daß
es ja nur um eine vorläufige Auseinandersetzung unter Bei-
behaltung aller Ansprüche sich handele, die auf den zu über-
weisenden Schiffen ruhten.“)
Frankfurt a. M., Januar 1852.
Unterredung mit dem englischen Geschäfts-
träger Mr. Edwardes, betreffend eine franu-
zösisch-österreichische Annäherung.““)
Bismarck teilte Edwardes mit, es bestehe in Berlin ein
von ihm persönlich geteiltes großes Unbehagen aus Anlaß
der Annäherung zwischen Oesterreich und Frankreich.
*) Nach einem Berichte von Mr. Edwardes an Lord Gran-
ville. Januar 1852, enthalten in The Life of Granville 1815
bis 1891 by Lord Edmond Fitzmaurice Bd. I S. 60.
*) Eine Unterredung Bismarcks mit dem General von Gerlach
d. d. Berlin, 9. Januar 1852, Betr. den Zollverein in Gerlachs
Denkwürdigkeiten Bd. I S. 721.