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Um den Prinzen aus diesem Gedankengange los zu
machen, bemerkte Bismarck: „Wir haben absolut keinen eigenen
Kriegsgrund gegen Rußland und kein Interesse an der orien-
talischen Frage, das einen Krieg mit Rußland oder auch nur
das Opfer unfrer langjährigen guten Beziehungen zu Rußland
rechtfertigen könnte. Im Gegenteil, jeder siegreiche Krieg
gegen Rußland unter unsrer nachbarlichen Beteiligung beladet
uns nicht nur mit dem dauernden Revanchegefühl Rußlands,
das wir ohne eignen Kriegsgrund angefallen, sondern zugleich
mit einer sehr bedenklichen Aufgabe, nämlich die polnische
Frage in einer für Preußen erträglichen Form zu lösen. Wenn
eigene Interessen keinenfalls für, eher gegen einen Bruch mit
Rußland sprechen, so würden wir den bisherigen Freund und
immerwährenden Nachbar, ohne daß wir provoziert wären,
entweder aus Furcht vor Frankreich oder im Liebesdienste
Englands und Oesterreichs angreifen. Wir würden die Rolle
eines indischen Vasallenfürsten übernehmen, der im englischen
Patronat englische Kriege zu führen hat, oder die des York'-
schen Korps beim Ausmarsch zum Kriege 1812, wo die damals
berechtigte Furcht vor Frankreich uns zu dessen gehorsamen
Bundesgenossen zwangsweise gemacht hatte.“
Den Prinzen verletzte Bismarcks Ausdruck, mit zorniger
Röte unterbrach er ihn mit den Worten: „Von Vasallen und
Furcht ist hier gar keine Rede.“ Er brach aber die Unter-
redung nicht ab.
Potsdam, den 10. Junuar 1855.
Unterredung mit dem General-Adjutanten
von Gerlach, betreffend die Stellung zu den
Westmächten in der orientalischen Frage.)
Bismarck entschuldigte sich dem Generaladjutanten v. Ger-
lach gegenüber wegen seines Bonapartismus: „Ich bin der
*.) v. Gerlach, „Denkwürdigkeiten“, Bd. II S. 268.