— 64 —
nannte Bismarck deren Namen und fügte hinzu: „Nur für
das Finanzministerium habe ich zwei erst in der engeren Wahl:;
der eine ist ausgezeichnet, aber er hat kein Geld; der andere
taugt nichts, aber er hat immer Geld!“
Andrae-Roman schlug Bismarck noch einen dritten vor,
den er auch ernstlich in Erwägung zog, riet aber doch, den
ersteren zu nehmen, dem Gott zur rechten Zeit auch das nötige
Geld geben würde. Es war Bodelschwingh, den Bismarck auch
nahm und behielt, bis er im entscheidenden Moment mit
dem Hinweis auf die leere Tasche versagte, worauf der zweite,
von der Heydt an die Reihe kam, der das Geld schaffte.“)
Berlin, Anfangs Oktober 1862.
Unterredung mit v. Kleist-Retzow, betref-
fend das Berhältnis zum Abgeordneten-
haus.“?)
Bei einer Zusammenkunft mit Bismarck wagte Kleist
ihm einen Brief des Appellationsgerichts-Präsidenten Ludwig
v. Gerlach vorzulesen, in dem an Bismarcks erstem Auftreten
*) Kurz nach der Uebernahme des Ministeriums lud Bis-
marck nach Sybels Darstellung die Führer der Altliberalen zu
sich, entwickelte ihnen seine Absichten und bot ihnen einige Plätze
im Kabinett an. Sie waren überrascht, ihn so ganz anders
zu finden, als die liberale Welt ihn zu schildern liebte. Aber
die unglückliche, von ihnen groß gezogene Forderung der zwei-
jährigen Dienstzeit stand zwischen ihnen. „Würden wir, sagte
Simson, Minister ohne diese Einräumung, so wären wir Offi-
ziere ohne Soldaten.“
Als in den ersten Tagen, nachdem Bismarck Minister
geworden war, Kleist-Retzow ihm ermutigend sagte: „Es wird
alles gut gehen, Otto, wenn Du in der Demut bleibst,“ er-
widerte Bismarck: „Ja, Hans, wenn die Demokraten wüßten.
wie ich zittere und bebe vor der Größe meiner Aufgabe, wie
würden sie das Maul aufreißen.“
“*6) Petersdorff Kleist-Retzow S. 340 f. A. u. O. wird auch
eine kurze Unterredung mit Kleist vom 23. September 1862
erwähnt.