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ihn außer im Reichstage zu sehen, allein Bismarck blieb dabei,
daß er ihn kenne, er habe seinen Kopf behalten.
Bismarck: „Wir sind ungefähr von gleichem Alter. Sie
sind ungewöhnlich gut konserviert.“
Corvin: „Ich kann Eurer Exzellenz ein sehr gutes Mittel
angeben, nur ist es etwas langweilig.“
Bismarck: „Und das wäre?“
Corvin: „Sechs Jahre Zellengefängnis.“
Bismarck fragte, woher Corvin käme, und als er sagte,
daß er in Straßburg und in Elsaß gewesen sei, tat er einige
Fragen in Bezug auf die Stimmung der Einwohner und er-
suchte Bucher, sich Einiges zu bemerken, was Corvin gesagt
hatte. · «·
In Bezug auf Elsaß-Lothringen bemerkte Corvin, daß sich
damit das alte burgundische Reich wieder herstellen ließe.
Bismarck erwiderte, daß er über die Grenzen der künftigen
Provinz Lothringen schon einig sei. „Sind Sie verwandt
mit einem Gutsbesitzer Ihres Namens in Pommern.“
Corvin: „Es ist mein Vetter.“
Nachdem Bismarck sich nach den Söhnen desselben er-
kundigt hatte, zog er gewissermaßen eine Parallele zwischen sich
und Corvin: „Wir sind ungefähr unter denselben Verhält-
nissen und mit denselben Neigungen und Vorurteilen aufge-
wachsen. Auch ich habe durch meine liberalen Ideen in meiner
Familie Bedenken erregt. Schon sehr frühzeitig habe ich
für ein einiges Deutschland geschwärmt. Wenn man mich
im Auslande gefragt hat, was für ein Landsmann ich sei,
so habe ich — ich weiß nicht, warum — nie gesagt, daß ich ein
Preuße, sondern stets, daß ich ein Deutscher sei. Ja einst
habe ich, wie junge Leute pflegen, eine Wette mit einem Ameri-
kaner gemacht, um 25 Flaschen Champagner, daß Deutschland
in zwanzig Jahren einig sein würde. Ich hätte vierzig sagen
sollen. Wer die Wette verlor, sollte gehalten sein, den Anderen