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und zur Zernierung zu schreiten; dadurch hat der Krieg einen
ganz anveren Charakter erhalten und er ist bis zu einem gewissen
Grade unlösbar. Mit der Einnahme von Paris sollte man
den Krieg beendigen.“ "“
Moltke wurde durch Bismarcks scharfen Tadel der Kriegs-
führung sehr erregt; er bestritt Bismarcks Aeußerungen mit
Entschiedenheit und unter Zurückgabe des Ausdruckes: Es
würde ein unverzeihlicher Fehler gewesen sein, nicht nach Paris
vorzudringen. Im Uebrigen erklärte er kurz, daß die Ope-
rationen, wenn Paris über sei, mit verstärkter Kraft fortge-
führt werden müßten. Ein Friede werde erst möglich sein,
wenn die Franzosen erschöpft seien.
Bismarck entwickelte hierauf, wie er sich den Friedens-
plan nach der Einnahme von Paris denke. „Es haben Ver-
handlungen zwischen Napoleon und Eugenie stattgefunden;
die Kaiserin hat sich bereit erklärt, als Regentin Frieden zu
schließen, wenn die Deutschen sie als Regentin anerkennen und
ihr die Möglichkeit geben, sich als solche in Frankreich geltend
zu machen. Eine Besetzung von Paris durch die deutschen
Truppen sollte vermieden werden. Auch der Einzug derselben
ist unnötig, vor allem aber bin ich dagegen, daß der König
nach Paris geht“.
Im Wesentlichen schloß sich Moltke dieser Ansicht an,
forderte aber die Einbeziehung von Paris in die Demar-
kationslinie bis zum Friedensschluß bei einem Waffenstillstand.
Bismarck: „Das würde abermals ein großer Fehler sein.“
Moltke hüllte sich in ein bedenkliches Schweigen. Es ent-
stand eine Pause, die der Kronprinz zu unterbrechen suchte
durch die Bemerkung, daß in Betreff der Behandlung von
Paris die beiden Herren ja einig seien und über alles Andere
noch oft beraten werden könnte.
Bismarck ließ sich aber nicht besänftigen und wiederholte:
„Es ist aber doch ein Unglück, daß wir mit Paris überhaupt