Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

— 98 — 
Der Erzbischof erhob sich, um sich zu verabschieden, als 
Bismarck ihn bat, noch einmal Platz zu nehmen. „Ich bin 
ein Feind der Revolution und wünsche im Grunde die Wieder- 
herstellung des monarchischen Prinzips mit Heinrich V.; ich 
werfe demselben aber vor, daß es ihm an der nötigen Initiative 
fehlt.“ Bismarck beklagte sich des ferneren über die Haltung 
der Prinzen von Orleans und schien einer napoleonischen 
Wiedereinsetzung zuzuneigen. Er halte den Kaiser für ge- 
schwächt, aber besser geworden; der Kaiserliche Prinz sei zu 
jung, die Kaiserin zaudere. Preußen würde sich übrigens 
nicht in die innere Politik Frankreichs einmischen. 
Der Kardinal ging auf diese Aeußerungen Bismarcks 
nicht näher ein, und suchte dann das Gespräch auf das religiöse 
Gebet zu bringen. Er warf die päpstliche Frage auf, und 
hob die Gründe für die Wiedereinsetzung des Papstes in 
seine weltliche Macht als Sicherheit für seine geistliche Unab- 
hängigkeit hervor. 
Bismarck: „Ich habe die Vorgänge in Italien nicht ge- 
billigt. Napoleon hat deren ganze Tragweite nicht erkannt, 
er hätte den Papst offen unterstützen sollen; Preußen hat 
nicht zwei Dinge auf einmal machen können, jetzt ist es un- 
möglich, Italien den Krieg zu erklären, um den Papst wieder 
in seine Herrschaft einzusetzen; auch später wird man von den 
protestantischen Deutschen nicht verlangen können, daß sie ihr 
Blut für diese Sache vergießen; es werden sich aber andere 
Mittel bieten, sie zu unterstützen und ihr zum Siege zu ver- 
helfen; wir werden diese Mittel sicherlich ergreifen und davon 
Gebrauch machen.“) 
*) An demselben Tage (13. Februar) schickte Bismarck noch 
um 9½ Uhr Abends Abeken zum König und Kronprinzen, die 
beide vor der dem Kardinal gewährten Audienz etwas näheres 
über ihn wissen wollten.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.