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Grunde hätte Ihnen diese undankbare Aufgabe nicht zugemutet
werden sollen, und ich weiß nicht, ob Frankreich Ihnen damit
einen Dienst erweist. Sicherlich erweist aber Frankreich sich
selbst einen großen Dienst, indem es sein Schicksal in Ihre
Hände gegeben hat.“
Vor dem Eintritt in die Friedensverhandlungen antwortete
Thiers Bismarck auf seine Klagen bezüglich der Minen, welche
um Paris gelegt und noch nicht beseitigt waren. Thiers
bemerkte, daß die Genietruppen, Ingenieure und die Marine-
truppen Minen und Torpedos aller Orts gelegt hätten, daß
man die größte Mühe habe, sie zu finden, und daß er Befehl
gegeben habe, sie samt und sonders aufzusuchen und zu entladen,
im Interesse der öffentlichen Sicherheit und in Gemäßheit des
Waffenstillstandes. Gleich darauf wurde die Frage der Ver-
längerung des Waffenstillstandes erörtert. Bismarck verwei-
gerte anfänglich rundweg jede Verlängerung desselben. „Die
französischen Kriegsvorbereitungen werden fortgesetzt; Beweis,
daß der Jahrgang 1871 soeben unter die Fahnen gerufen
wurde.“ Und als Thiers gebeten hatte, die in Paris befindlichen
Mobiltruppen unter Umständen hinauszuschaffen, bemerkte
Bismarck: „Diese Mobiltruppen sollen wohl Ihre Armee ver-
mehren, was im Falle der Wiederaufnahme der Feindselig-
keiten für uns eine große Gefahr mit sich brächte. Die deutsche
Armee ist bereit, die Kriegsoperationen weiter und bis ans
Ende zu führen.“ Thiers erwiderte, daß heute Dienstag sei,
und daß Donnerstag bereits der Waffenstillstand ablaufe;
es verbleibe also nur ein Zeitraum von 48 Stunden, und
dieser genüge nicht, um einen Frieden abzuschließen.
Bismarck: „Den Frieden selbst können wir bestenfalls in
5 oder 6 Wochen abschließen, dazu bedarf es endloser Bera-
tungen. Ich will nur von den neuen Grenzfestsetzungen sprechen.
Man lönnte aber immerhin in einem Präliminarvectrage
die Grundzüge des Friedensvertrages niederlegen, was wohl
in 48 Stunden möglich wäre. Denn über die beiden Haupt-