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wirft mir vor, ich verstünde nicht, Euch klein zu machen, kurz
und gut, ich habe den formellen Auftrag vom König, den
Waffenstillstand nicht zu verlängern und den Präliminarfrieden
bis Donnerstag abzuschließen.“
Thiers: „Es überrascht mich, zu hören, daß Sie, der Sie
die Größe Preußens gemacht haben, nicht der Herr sind.“
Bismarck: „Es ist doch so, ich muß Sie also verlassen,
um die Befehle des Königs entgegenzunehmen.“
Demnächst kam die Frage des Einzugs der deutschen
Truppen in Paris zur Besprechung. Thiers: „Wie, um Ihrer
Eigenliebe eine Genugtuung zu geben, wollen Sie sich
einer Katastrophe aussetzen? Ich wiederhole, einer Kata-
strophe; denn wenn Paris geplündert wird, so werden wir
darunter natürlich leiden, aber Sie werden auch entehrt und
nach einer solchen Tragödie ist ein Friede unmöglich.“
Bismarck: „Sie sehen die Sache nur immer von Ihrem
Gesichtspunkte an. Wenn Sie mit der Würde der Bevölkerung
von Paris zu rechnen haben, so habe ich meinerseits mit der Ehre
der preußischen Armee zu rechnen, und man soll nicht sagen
können, wie Ihre Zeitungen es tagtäglich tun, daß diese
Armee, welche bis zu den Toren von Paris gekommen ist, es
nicht gewagt hat, hineinzugehen. Lesen Sie doch die Briefe,
welche der General Trochu veröffentlicht hat; der König ist
sehr beleidigt, daß man ihm, einem Militär, vorwirft, vor
einem möglichen Pistolenschusse Angst zu haben.“
Thiers: „Eine Gefahr für den König besteht nicht. Man
wird im Gegenteil es als eine Ehrensache betrachten, sich nicht
durch einen Mord zu rächen. Immerhin aber könnten sich Exal-
tierte auf die preußischen Soldaten werfen und dann könnte
ein Chaos entstehen, in dessen Verlaufe die Deutschen viele
Soldaten verlieren würden. Unter Umständen würde dann
Paris dem Untergang geweiht werden.“
Bismarck: „Wir werden die Angreifer schon zurücktreiben,