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Berlin, 22. Februar 1872.
Unterredung mit dem früheren Abgeordneten von
Diest-Daber, betreffend Mißstände im Finanz= und
Handelsministerium unter von der Heydt und Graf.
burger Arztes Dr. Walz eine Vene zerstörte und damit den
Grund zu den vielen und schmerzhaften Leiden legte, die dem
Fürsten Bismarck das Dasein so sehr erschwert haben. Dann
läßt er ihn vom Kaiser „radikale Aeußerungen“, statt „radikale
Maßnahmen“ erwarten. Auch die EGenesis des sogenannten „Kul-
turkampfes“ mit ihrer ausschließlich polnischen Grundlage ist
vom Fürsten selbst wesentlich anders dargestellt worden, als Schulte
ihm hier in den Mund legt. Schulte scheint doch in der nächt-
lichen Niederschrift hie und da seine eigenen Auffassungen der
des Fürsten Bismarck untergelegt zu haben.“ Und in einer folgen-
den Nummer desselben Blattes lesen wir: „Wollte Herr Pro-
fessor v. Schulte der Nachwelt diese Unterredung in authenti-
scher Form erhalten, so#wäre es seine Pflicht gewesen, die Nieder-
schrift dem Fürsten Bismarck zur Durchsicht vorzulegen. So ist
die Glaubwürdigkeit eine sehr bedingte, ein Umstand, der die
Zentrumsblätter freilich nicht behindert, aus der Schulteschen
Veröffentlichung neue Angriffe in der bei ihnen beliebten Art
gegen den verewigten Reichskanzler herzuleiten.“ Die „Ham-
burger Nachrichten“ traten der hier niedergelegten Auffassung des
Chefredakteurs Jacobi durchwegs bei.
Am 3. Jänner 1873 fand, da Bismarck nicht ausgehen
konnte, im Auswärtigen Amte unter dem Vorsitze Roons eine
Sitzung des Staatsministeriums statt, welche von 1 bis 5 Uhr
dauerte, und sich hauptsächlich mit den Kirchengesetzen beschäftigte.
Da Bismarcks Hund an der Tür kratzte, ließ er ihm öffnen
und sagte zu Roon, er möge erlauben, daß der Hund zugegen
sei, gegen seine Diskretion sei nichts einguwenden. Bismarck
brachte zum Erstaunen Falks vor, daß die Altkatholiken Bischöfe
wählen müßten und daß die Regierung diese anzuerkennen und
ins Budget die Dotation einzustellen habe. Keiner erhob Oppo-
sition, und der Finanzminister erklärte sich einverstanden.
v. Schulte, Erinnerungen #und Erlebnisse mit Adalbert Falk.
Deutsche Revue, Oktoberheft, 1907, S. 57.