— 178 —
habe. Als ich Bodelschwingh auf das Unwahre seiner Mit—
teilung aufmerksam machte, wurde er förmlich böse, blieb bei
seiner lügenhaften Behauptung, daß Kleist in Berlin sei, und
rief, es sei doch zu arg, daß ihm gar nicht mehr geglaubt
würde. Roon aber stieß mich unter dem Tisch an und flüsterte
mir zu: „Es ist nicht recht von Ihnen, einen Menschen auf
seinem besten Hühnerauge herumzutreten!“ Die konser—
vativen Fraktionen haben Unglück, daß sie solche Mitglieder
haben, denn so wie Bodelschwingh ist z. B. auch Glaser im
Abgeordnetenhause, der als unfähiger Beamter erkannt worden
ist, darum nicht mehr verwandt wird und nun alles tut, um der
Regierung Verlegenheiten zu bereiten.“
Diest: „Ich komme wieder auf meine Mission zu Ihnen zu
sprechen und muß Ihnen doch sagen, daß Ihre Worte im
Herrenhause der größten Zahl der Konservativen um so uner-
warteter gekommen sind, als wir bisher geglaubt haben, mit
Ihnen in Fühlung geblieben zu sein; wir hatten als stetige
Vertreter Ihnen gegenüber bis zur Mitte vorigen Jahres den
seligen Eberhard Stolberg, ferner den Geh. Rat Wagener,
dessen traurige Angelegenheit') freilich jetzt —“
Bismarck: „Traurig?" weshalb traurig?“
Diest: „Nun traurig auf jeden Fall, er mag nun schuldig
oder unschuldig sein; wir glauben alle mehr an seine Schuld,
und jedenfalls kann er jetzt nicht länger die konservative Sache
bei Ihnen vertreten.“
Bismarck: „Wagener ist ein armer, von der Regierung
aufs schmählichste verlassener Mann, — ein Mann, dessen
Taten ich nicht alle vertreten will, der aber höchstens das getan
hat, was Hunderte und Aberhunderte in allen Ehren stehende
Männer auch getan haben —, Wagener hat kein Vermögen,
ein Nest von Kindern, drei Söhne in der Armee zu unter-
*) Der Abgeordnete Lasker hatte den Wirklichen Geheimen.
Oberregierungsrat Wagener wegen gewisser Eisenbahnspekulationen
im Abgeordnetenhause lebhaft angegriffen.