Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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leidigung nicht erst an die große Glocke hängen. Verstehe 
ich Sie recht, so wollen Sie eine Desavouierung der Bischöfe 
durch die Regierung, um der öffentlichen Meinung in Deutsch- 
land Rechnung zu tragen, die Ihnen Schwäche vorwerfen 
würde. Nun gut, Sie haben diese Genugtuung ja bereits durch 
die Initiative der Regierung erhalten. Im Uebrigen irren 
Sie sich über den Einfluß der Klerikalen in Frankreich. Die 
Bischöfe sind allerdings bei uns sehr geachtet: aber weder 
sie noch der niedere Klerus haben auch nur den geringsten 
Einfluß auf den Gang der Dinge im Staate und in der Ge- 
meinde.“ 
Bismarck: „Ich gäbe dafür eine Provinz, wenn dem 
so wäre; aber da muß ich Ihnen doch entgegenhalten, daß 
der Klerus den Grafen Chambord in sein Gebet eingeschlossen 
hat. Das war doch wohl Politik, und noch dazu, laut ver- 
kündigt. Wir haben dagegen keine Finger gerührt, aber 
Sie dürfen sich nicht wundern, daß dies nicht nach unserem 
Geschmacke ist. Als der Erzbischof Ledochowski von Posen 
mich in Versailles aufsuchte, und ich auf den Rat desselben 
den Papst gebeten hatte, auf die französischen Bischöfe dahin 
zu wirken, ihre Stimme im Interesse des Friedens zu er- 
heben, — fürchteten sich dieselben vor der Diktatur in Tours, 
und sie wagten nicht für den Frieden aufzutreten, der damals 
unter Bedingungen hätte abgeschlossen werden können, die 
für Frankreich weit günstiger waren, als die es schließlich 
erzielt hat.“ 
Gontaut: „Die Bischöfe brauchten dem Papste in dieser 
Frage nicht zu gehorchen; die Unfehlbarkeit desselben erstreckt 
sich lediglich auf die Fragen des Glaubens und der Sitte; im 
Uebrigen kann jeder Bischof so handeln, wie es ihm beliebt.“ 
Bismarck (lächelnd): „Ich habe mich auch etwas auf 
das Studium der Theologie verlegt; Ihre Aeußerung be- 
weist mir, daß Sie kein so guter Katholik sind, als ich es 
angenommen habe.“
	        
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