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von Drohungen während seiner Badekur vier Tage hinter-
einander in Audienz empfangen, und seine monarchische Person
der unverschämten Bearbeitung durch diesen fremden Agenten
ohne geschäftlichen Beistand exponiert hat. Durch die Neigung,
die Staatsgeschäfte persönlich und allein auf sich zu nehmen,
ist der König in eine Lage gedrängt worden, die ich nicht
vertreten kann. Meines Erachtens hätte der König in Ems
jede geschäftliche Zumutung des ihm nicht gleichstehenden
französischen Unterhändlers ablehnen und ihn nach Berlin an
die amtliche Stelle verweisen müssen, die dann durch Vor-
trag in Ems oder, wenn man dilatorische Behandlung nützlich
gefunden, durch schriftlichen Bericht die Entscheidung des
Königs einzuholen gehabt haben würde.““)
Zwischen Brandenburg und Berlin, 15. Juli 1870.
Unterredung mit dem König, betreffend die
Dringlichkeit der Mobilmachung.
Bismarck, der mit dem Kronprinzen, Moltke und Roon
dem von Ems heimkehrenden König entgegengefahren war,
trug demselben im Eisenbahncoupé vor, daß nach allem, was
in Ems politisch mit Benedetti vorgefallen, ein Nachgeben
um des Friedens willen bereits unmöglich sei. „Schlagen
müssen wir, wenn wir nicht die Rolle des Geschlagenen ohne
Kampf auf uns nehmen wollen. Wir haben bisher der
herausfordernden Haltung Frankreichs gegenüber eine Ruhe
und Mäßigung gezeigt, welche jedes weitere Zugeständnis
als eine neue Demütigung erscheinen lassen würde. An-
*) 13. Juli 1870. Tagebuch des Kaisers Friedrich. —
Unterredung mit Bismarck, der am 12. spät aus Madrid die
Nachricht vom Verzicht des Erbprinzen erhielt, wodurch er den
Frieden für gesichert hält, will zurück nach Varzin, scheint über-
rascht durch die Wendung in Paris.