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lungen gemacht hatte, wenig Erfolg. Bei einer Unterredung
mit Bülow über das, was Rußland gegenüber augenblicklich
zu tun sei, bemerkte Bismarck: „Die Verlegenheiten, in denen
sich Rußland zur Zeit auf der Balkanhalbinsel befindet,
darf Deutschland unter keinen Umständen ausnutzen, um von
seinem Nachbar Konzessionen zu erreichen, die es, wenn der
politische Himmel sich aufgeklärt, unbehindert zurücknehmen
könnte. Möglich, daß eine eventuelle Blockierung der russi-
schen Häfen oder sonstige Störungen seiner auswärtigen Ver-
kehrsverbindungen der russischen Regierung die Ueberzeugung
beibringen von den Vorteilen einer auf sicherer Grundlage
beruhenden, die beiderseitigen Interessen befriedigenden Ge-
staltung der Verkehrsverhältnisse mit Deutschland. Schließ-
lich wird aber doch nichts erübrigen, als daß wir zur Ab-
wehr gegen die Störungen und Schwankungen, welche die
naturgemäße und gedeihliche Entwickelung des deutschen Han-
delsverkehres mit Rußland beeinträchtigen, zu Retorsionszöllen
greifen.“)
Berlin, 8. Dezember 1876.
Unterredung mit dem Botschafter Gontaut-Biron,
betreffend Bismarcks überlastung und Rücktritts-
gedanken.““
Bei dem Gegenbesuch, den Bismarck dem Botschafter
machte, bemerkte er auf die Frage Gontauts, wie es mit
seiner Gesundheit stehe, daß er vorhabe, in drei bis vier
Tagen nach Varzin zurückzukehren. „Ich habe hier eine un-
geheure Arbeit zu bewältigen, die niemals abreißt und der
*) Die hier niedergelegten Gedanken findet man treu wieder
in der Reichstagsrede Bismarcks wom 5. Dezember 1876. Siehe
mein Werk. F. Bismarck als Volkswirt. Bd. I, S. 114.
z) Dernières Années de I’Ambassade en Allemagne de Mr. de
Gontaut Biron, Paris 1907, S. 312.