Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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Berlin, 19. Juli 1870. 
Der Großherzoglich hessische Minister Freiherr v. Dal- 
wigk zeigte bei dem Ausbruch des deutsch-französischen Krieges 
eine inkorrekte Haltung. In Abwesenheit des Ministers richtete 
der Großherzog eine Depesche nach Berlin, in welcher er seine 
deutschpatriotische Gesinnung bei dem bevorstehenden Kon- 
flikte aussprach. Gleichzeitig erschien in der offiziösen „Darm- 
städter Zeitung“ ein die französische Regierung in scharfen 
Worten angreifender Artikel. Nach der Rückkehr des hessi- 
schen Ministers nach Darmstadt war dagegen eine von Na- 
tionalliberalen berufene Volksversammlung verboten worden, 
die unter anderem auch einen Antrag auf Absetzung des 
Ministeriums Dalwigk auf ihrem Programme hatte. 
Die sonstigen hierbei vorgekommenen Darmstädter Vor- 
gänge hatten in Berlin bedeutend verstimmt. Sie bewirkten 
am Morgen des 19. Juli eine Konferenz Bismarcks mit 
dem großherzoglich hessischen Geh. Legationsrat Hofmann, 
welcher am Abend eine zweite folgte unter Zuziehung der 
drei hessischen Abgeordneten Grafen Solms-Laubach, Frei- 
herrn zur Rabenau und Buff. Eine im Reichstage beab- 
sichtigte Interpellation über die in Hessen zu ergreifenden Maß- 
Ueberbringung der französischen Kriegserklärung. Nach Prosper 
Mérimée „Lettres 4 Pazzini“, Bd. II., S. 427 soll Bismarck 
ihm bei dieser Gelegenheit gesagt haben: „Ce sera pour moi 
le regret de toute ma vie de ’avoir pas 6té6 à Ems 
auprés du roi lorsque M. Benedetti y est venu“. Auf das 
Ersuchen des französischen Militär-Bevollmächtigten Obersten 
von Stoffel, auch nach der Kriegserklärung angeblich zur 
Ordnung privater Geldverhältnisse noch etwas in Berlin ver- 
weilen zu dürfen, soll Bismarck nach der „Volkszeitung“ er- 
widert haben: „Er habe zwar immer den Oberst Stoffel gern 
in seinem Salon gesehen, er werde ihn aber, falls er nach 
Sonnenuntergang noch in Berlin sei, als Kriegsgefangenen 
behandeln lassen.“
	        
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