Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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auffällige Vorliebe und werde sie gewiß eines Tages annek- 
tieren. 
Bismarck: „Nein, Sie irren sich, wir haben gerade ge- 
nug Katholiken, um nicht noch mehr zu wünschen.“ 
Man sprach damals von dem möglichen nahen Tode Pio 
Nonos und Crispi fragte, ob Bismarck in diesem Falle einen 
rückschrittlichen oder einen liberalen Papst vorziehen würde. 
Bismarck: „Sie sind doch alle gleich, reaktionäre oder 
liberale. Das Papsttum ist eine feste Einrichtung. Das 
Uebel steckt in ihm, und kein Papst, er mag sein wie er 
wolle, kann nach seinem Willen handeln.“ 
Das Gespräch wandte sich dem Kriege von 1866 zu. 
Bismarck: „Nach dem Tage von Königgrätz hat der 
König mit den Truppen in Wien einrücken wollen, ich aber 
habe mich widersetzt, und der König hat nachgegeben. Man 
durfte Oesterreich nicht demütigen, das später einen guten 
Verbündeten abgeben konnte.“ 
Die Verhältnisse liegen heute nicht mehr so wie im 
Jahre 1866, damals ist Preußen im Interesse seiner Selbst- 
erhaltung gezwungen gewesen, ein Bündnis mit einer aus- 
wärtigen Macht gegen Oesterreich einzugehen. Letzteres, die 
damalige Präsidialmacht in Deutschland, würde dasselbe ge- 
tan haben, wenn Napoleon III. zugänglicher gewesen wäre. 
An Versuchen hat es gewiß nicht gefehlt, selbst bekannte da- 
malige mittelstaatliche deutsche Minister haben sich nicht ge- 
  
*) Nach einer Erzählung Crispis im „Neapeler Matino“. 
Nach dem Tode Bismarcks sagte Crispi von demselben: „Viele 
vergleichen Bismarcks Werk mit demjenigen Cavours. Das ist 
ein Irrtum. Die italienische Einheit ist zumeist das Werk des 
Volkes mit Garibaldi an der Spitze. Cavour hat es nur diplo- 
matisch gesichert (diplomatizzarla). Bismarck hatte einen großen 
Verstand und ein sehr edles Herz, aber seine Feinde stellen 
ihn dar als einen harten Mann und Heuchler (simulatore). 
Nichts ist falscher. Er sagte stets die Wahrheit und behauptete, 
das sei immer die beste Politik.“
	        
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