Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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scheut, französische Hilfe anzurufen, was ihre Souveräne frei- 
lich mit großen Kriegskontributionen bezahlen mußten. Jetzt 
aber wäre mir ein Bündnis mit einer ausländischen Macht, 
zur Bekämpfung der acht Millionen Deutsche zählenden öster- 
reichischen Monarchie, auch dann nicht mehr möglich, wenn 
ich selbst hierzu geneigt wäre; denn nimmermehr würde das 
nationale Gefühl, der deutsche Nationalstolz, dies zugeben, 
ausgenommen etwa in dem sehr unwahrscheinlichen Falle, 
wenn die jesuitische Revanche-Partei in Wien ans Ruder ge- 
langen und das deutsche Reich in der Absicht mit Krieg über- 
ziehen würde, um die Schöpfung des Jahres 1871 zu ver- 
nichten und die ultramontane Oberhoheit über ganz Deutsch- 
land wieder herzustellen. Solches mag zwar in den Wünschen 
mancher Leute in Oesterreich liegen, aber nicht in ihrer Macht, 
und würde schon deshalb unmöglich sein, weil, wie ich fest 
überzeugt bin, die Deutschen in Oesterreich bei einer solchen 
Politik nicht mittun und sie bald zum Falle bringen würden. 
Zwischen dem deutschen Reiche und der austro-ungarischen Mo- 
narchie, wie sie in den letzten zehn Jahren neu= und um- 
gestaltet worden ist, besteht eine wahre, auf Interessengemein- 
schaft fußende Freundschaft, welche mehr gilt und eigentlich 
längere Dauer verheißt, als die persönliche Freundschaft 
der Souveräne, welche nicht selten ein Thronwechsel, der Ein- 
fluß eines Hofpfaffen oder weibliche Intriguen zu erschüttern 
vermögen. Ich habe da gerade keinen konkreten Fall im 
Auge, ich will nur an einem abstrakten Beispiele nachweisen, 
wie gut Oesterreich und Deutschland seit mehreren Jahren 
stehen. Dieser Tatsache wird auch Italien Rechnung tragen 
und sick die Hoffnung auf Gewinn des Trentino und gar 
erst Triests aus dem Kopfe schlagen müssen. Eher wäre viel- 
leicht noch Aussicht für die italienischen Patmoten, einmal 
Savoyen und das Arrondissement de Nice (Nizza) zurückzuge- 
winnen, doch möge in dieser hingeworfenen Bemerkung nicht 
etwa eine Aufforderung meinerseits erblickt werden, den
	        
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