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Wiedergewinn dieser verlorenen italienischen Landesteile an—
zustreben. Ich für meine Person lege auf Erhaltung des
Friedens, wenigstens für Deutschland, den größten Wert
und das größte Gewicht, und ermuntere niemanden, seine
Hand nach fremdem Besitz auszustrecken. Nicht die harten
Kämpfe auf dem Balkan noch die betises, Mac Mahons
und seiner Minister sind es, die mir, was leider so oft
der Fall ist, schlaflose Nächte bereiten, obwohl ich gestehen
muß, daß die letzteren Kämpfe, hinter welchen ich die Hand
des Vatikans und der Jesuiten gewahre, mich näher berühren
als die Kämpfe um Plewna.““)
Als das Gespräch auf die Beziehungen Deutschlands zu
Frankreich kam, und Crispi dem Kanzler die Absicht zuschrieb,
*") Nach der in Kohls Bismarck-Regesten unerwähnten
Broschüre: „Graf Andrassy auf der Anklagebank der Delegation“,
München 1878. Der Verfasser der erwähnten Broschüre bemerkt:
Sollten vielleicht einige deutsche oder italienische Blätter geneigt sein,
den Inhalt dieser Unterredung in gewohnter diensteifriger Weise
zu dementieren, so würde der Verfasser nicht Anstand nehmen,
aus seiner Anonymität herauszutreten und die Quelle (Andrassy?)
ungescheut zu nennen, welcher er diese schätzenswerte Mitteilung
verdankt. Bedeutsam ist noch folgende Stelle der Broschüre:
Wiederholt, besonders nachdrücklich aber anfangs Herbst 1877,
ließ Fürst Bismarck das Kabinett Melegari-Nicotera, mit dem
er eigentlich niemals so ganz zufrieden war, warnen, die Agitation,
welche die Annexion des Trentino und Triests sich zur Aufgabe ge-
stellt hatte. ja nicht zu begünstigen, da es sich sonst Verlegen-
heiten bereiten möchte, welche das Deutsche Reich nicht zu ver-
hindern imstande wäre. Denn niemals würde es letzteres gut-
heißen oder gar dazu behilflich sein, daß gewisse, früher zum
ehemaligen Deutschen Bunde gehörige Länder und Teile Oester-
reichs von Italien beansprucht und seinem Besitze einverleibt
werden sollten. Der Vorwand, daß ein großer Teil dieser Ge-
biete italienisch spreche und dem Anschluß an das Königreich
geneigt wäre, könne nicht als stichhaltig befunden werden. Herr
v. Keudell war beauftragt, auf die Sprachverschiedenheit der
polnischen Provinzen Preußens hinzuweisen und zu betonen, daß
das Deutsche Reich niemals diese Teile herausgeben würde.