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Bismark: „Ich meinerseits besitze zwar nicht die Macht,
Ihnen die Erlaubnis zu verabfolgen, das ist des Kriegs-
ministers Sache, und wir haben im Allgemeinen Zeitungs-
Berichterstattern den Zutritt zu unserem Heere verboten. Sie
aber sollen eine Ausnahme sein, sollen in kurzer Zeit Ihre
Legitimationen empfangen.“
Nach dieser Mitteilung nahm sich Bismarck noch über
eine Stunde Zeit, Russel die Lage und seine Ansicht über
Frankreich, Franzosen, französische Staatsmänner und den
Kaiser auseinanderzusetzen, auch einen Rückblick zu werfen
auf die Geschichte französischer Einmischungen in deutsche An-
gelegenheiten sowohl, wie auf seine eigene Politik bei seinen
Begegnungen mit Kaiser Napoleon. Auf Luxemburg an-
spielend, machte er die Bemerkung: „Damals hätten die
Franzosen, wenn sie nicht so töricht gewesen wären, Lurem-
burg kriegen können, denn ich bin überzeugt, daß Deutsch-
land deshalb nicht von mir verlangt hätte, Krieg anzu-
fangen.“
Berlin, 24. Juli 1870.
Unterredung mit dem englischen Botschafter Lord
A. Loftus, betreffend Frankreichs Absichten auf
Belgien.“
Bismark: „In seiner jüngsten Zirkulardepesche bemerkt
der Herzog von Grammont, daß Benedetti im vergangenen
Jahre von mir und Herrn von Thile die positivsten Ver-
sicherungen erhalten habe, daß von der Kandidatur des
Prinzen von Hohenzollern auf den spanischen Thron keine
Frage sei. Nach dieser Erklärung erachte ich mich auch meiner-
seits nicht länger für verpflichtet, über die ehrgeizigen Pro-
*) Nach Lord A. Loftus Bericht d. d. 30. Juli 1870,
Englisches Blaubuch, III., Nr. 82.