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Berlin, 26. Juli 1870.
Unterredung mit Frau v. Petersdorff, betreffend
die Freilassung ihres Gemahls des Rittmeisters
v. Petersdorff.“
Frau v. Petersdorff: „Bitte Exzellenz, geben Sie meinem
wegen Spionage unschuldig verhafteten Gemahl die Frei-
heit wieder.“
Bismarck: „Es ist eine Karte Ihres Herrn Gemahls
an Graf Kielmannsegge aufgefangen, und da Graf Kiel-
mannsegge überwiesen ist, Lotsen angeworben zu haben für
Frankreich, so fällt dieser Verdacht auch auf Ihren Herrn
Gemahl.“
Frau v. Petersdorff: „Ein hannoveranischer Offizier ist
keiner solchen Ehrlosigkeit fähig.“
Bismarck: „Graf Kielmannsegge ist authentisch überwiesen,
Lotsen für Frankreich angeworben zu haben; ich habe es selbst
schwarz auf weiß gesehen. Wir wissen nicht, ob wir in zwei
Wochen noch leben oder tot sind. Wir müssen uns den Rücken
wahren, wenn wir vor dem Feinde stehen und die Hanno-
veraner hinter unserm Rücken aufstehen. Ich habe deshalb
noch mehrere Verhaftungen in Hanmover vornehmen lassen,
unter anderm auch die der Gräfin Kielmannsegge, bei der
die Karte Ihres Mannes gefunden ist und deren Mann ent-
flohen ist.“
Frau v. Petersdorff: „Mein Mann ist schwer leidend und
fast blind, ich habe seine Diktate geschrieben und ausnahms-
zu erlangen; er habe durch die Ausmalung der Belgien drohen-
den Gefahr auf die öffentliche Meinung in England zu wirken
gesucht, um eine eventuelle Unterstützung von Großbritannien
in dem Kriege gegen Frankreich zu erlangen.
*) „Hessische Blätter“, Nr. 3614 vom 6. und 10. November
1909: Der Rittmeister v. Petersdorff war in der Nacht vom
18. auf den 19. Juli 1870 verhaftet worden.