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Polenfrage, das nicht zustande gekommene russische
Anlehen in Berlin, Gladstone.“
Bismarck: „Ich habe gestern einen Brief des Kronprinzen
über seine Reise nach Spanien erhalten. Dieselbe ist ganz
gut, niemals wird aber der Kaiser zugeben, daß ihn die Kron-
prinzessin dorthin begleitet. Zum Ueberfluß möchte der Kron-
prinz auch noch den Grafen Hatzfeldt mitnehmen. Wie man
nur einen folchen Gedanken fassen kann! Da würde es gleich
heißen, daß wir so desperate Dinge in Madrid zu verhandeln
haben, daß durchaus der Minister des Aeußern mit dabei sein
muß. Es wäre ja gerade so, als wenn bei einer Reise des
Prinzen von Wales Lord Granville mitginge. Das sieht
aber Hatzfeldt ähnlich, das ist seine Faulheit! Ueberhaupt
tut er zu wenig, läßt mémoires schreiben und ich muß die Kon-
zepte korregieren. Ich wünschte von den Geschäften frei zu
werden. Ich hätte schon 1877 abgehen sollen, vielleicht wäre
ich jetzt ein gesunder Mann. Ich kann nicht mehr arbeiten und
bekomme gleich heißes Gehirn. Das kann zum Schlag führen.
Ich kann nicht meinen Namen unter Dinge setzen, die nicht
nach meinem Simnn redigiert sind.“
Als Hohenlohe Bismarck sagte, der russische Botschafter
in Berlin Saburow habe ihm erzählt, Bismarck mache eine
„distinction entre le Comte de Paris et le Duc d'’Aumale“
lachte Bismarck. „Das ist wahr, aber damit ist nicht gesagt,
daß wir unsere Politik ändern. Wir sind gegen die Monarchie
nach wie vor. Wir halten gute Beziehungen zu Frankreich,
die chauvinistischen Provokationen lassen wir unbeachtet, und
in der Kolonialpolitik fördern wir die Wünsche Frankreichs.
Mit Rußland hegen wir gute Beziehungen. Wir müssen vor
allem die ungarischen und polnischen Hitzköpfe in Ordnung
halten, daß die nicht gegen Rußland losgehen. Ein Krieg
) Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst,
Bd. II. S. 342f.