Fußspuren.
zelnen Teile zu legen. Sind durch Farb-
stoff oder Flüssigkeit Abdrücke auf harter
Unterlage erzeugt, so ist zu beachten, daß
die Spur um so größer erscheint, je mehr
Farbstoff oder Flüssigkeit an der Sohle
haftete. Erwähnt sei hier, daß ein nackter
Fuß ebenso wie die Hand schon infolge
der Hautfeuchtigkeit und des Fettgehal-
tes der Haut Spuren hinterläßt, die aller-
dings für das Auge unsichtbar (latent)
sind, sich jedoch in derselben Weise wie
Fingerabdrücke durch ein besonderes
Verfahren sichtbar machen lassen (s. Fin-
gerabdrucksverfahren). Das beste Kon-
servierungsmittel für alle Ein- und Ab-
drücke ist die Photographie, bei welcher
die bei Zeichnung und Messung mög-
lichen Irrtümer gänzlich ausgeschlossen
sind, und welcher nie der Vorwurf der
Subjektivität gemacht werden kann. Die
Aufnahme kann, wenn sie in natürlicher
Größe nicht möglich ist, da oder selbst
1/, verkleinert geschehen. Selbstverständ-
lich muß die Spur stets senkrecht von
oben photographiert werden. Um das
Reduktionsverhältnis bzw die natürliche
Größe der Spur stets feststellen zu kön-
nen, empfiehlt es sich, einen Maßstab °
mitzuphotographieren. Fs in schwarzer
Erde ergeben oft kein deutliches Bild, da
die Ränder der Spur bzw ihre Schatten
sich von dem dunklen Grunde nicht ab-
heben und sich die Oberfläche der Spur
von der des umgebenden Bodens nicht
unterscheidet. Umgekehrt geben auch
Schneespuren keine guten Bilder. — Ein
weiteres Konservierungsverfahren von
Fußeindrücken ist das plastische Abfor-
men; dasselbe ergibt oft vorzügliche Re-
sultate, erfordert indessen große Übung,
und man hat immer mit der Möglichkeit
zu rechnen, daß die Spur dabei zerstört
wird. Vorheriges Messen und Abzeich-
nen, wo möglich Photographieren ist da-
her stets anzuraten. Zum Abformen ver-
wandte man früher Stearinsäure, Tischler-
leim, Gelatine, Wachs, Mischungen von
Sand, Zement und Gips usw. Heute wird
meist reiner Gips verwendet. Der Gips
muß hierbei in das nötige Wasser (etwa
1/, Liter für jede Spur) gestreut und gut
umgerührt werden, so daß keine Klumpen
bleiben. Danach darf kein Gips mehr hin-
eingetan werden, vielmehr ist nötigenfalls
ein neuer Gipsbrei anzusetzen. Auch darf
niemals Wasser in Gips gegossen werden.
Die Dicke des Gipsbreies ist nach der
565
Härte des Erdbodens zu bemessen. Spu-
ren in lockerem Sande sind vor dem Aus-
gießen durch eine Schellacklösung zu här-
ten, die am besten mittelst eines Pinsels
in die Spur gespritzt wird. Wird ein Ab-
guß oder eine Photographie mit einem
bei dem Verdächtigen gefundenen Schuh
oder Stiefel verglichen, so geben Messun-
gen der Sohle und ihrer Teile (vor allem
des Absatzes) in der Regel mit völliger
Sicherheit nur einen Entlastungsbeweis,
wenn nämlich die Maße verschieden sind.
Stimmen sämtliche Maße völlig überein,
so wird immer noch zu bedenken sein,
daß es auch andere Schuhe von derselben
Größe geben kann. Völlige Gewißheit
läßt sich dagegen dann erlangen, wenn
Spur und Sohle dieselben Abnutzungen
und Verletzungen, dieselbe Besohlung
oder dasselbe Muster der Benagelung auf-
weisen. Freilich bleibt dann noch immer
die letzte Frage, ob wirklich gerade der
Verdächtige die Schuhe seinerzeit getra-
gen hat. Kommt es doch selbst oft genug
vor, daß der Täter bei Begehung der Tat
fremde Schuhe trägt und wo möglich von
diesen recht deutliche Spuren hinterläßt,
um den Verdacht auf einen Unschuldigen
zu lenken. Spuren von nackten Füßen ge-
ben bei Vergleichen mit dem betreffenden
Fuße nur selten ein zuverlässiges positives
Resultat, wenn nicht eine charakteristische
Form der Zehen oder sonst ein besonde-
res Merkmal vorhanden ist. Messungen
sind nie ganz zuverlässig. Zweckmäßig
läßt man, namentlich bei Fußabdrücken,
von dem Verdächtigen einige Spuren un-
ter möglichst gleichen Bedingungen er-
zeugen nınd vergleicht diese mit den am
Tatort gefundenen Spuren. — Oft lassen
sich aus Fs zahlreiche Schlüsse auf die
Persönlichkeit des Täters ziehen, die
manchmal ein völliges Signalement geben.
Die Größe der Spur läßt erkennen, ob
sie von einem Manne, einem Weibe oder
einem Kinde herstammt; nach Bertillon
und Niceforo läßt sich sogar mit Hilfe be-
stimmter Multiplikationsfaktoren aus der
Fußlänge annähernd die Körperlänge be-
rechnen. Bei Spuren von Schuhen oder
Stiefeln läßt sich aus der Form des Schuh-
werks, der Spitze, des Absatzes und der
Benagelung oft erkennen, welchen Krei-
sen der Träger angehört. Ist nicht nur
eine einzelne „Spur“, sondern eine fort-
laufende „Fährte‘‘ vorhanden, so liefern
‘ die Schrittweite, die „Ganglinie‘‘ (die Li-